Mein erster Segeltörn als Skipper Teil 1 – Ostsee 2023 – die Vorbereitung
Im September 2023 sind mein guter Freund Robert und ich zu einem einwöchigen Segeltörn in der Ostsee aufgebrochen. Das war mein erster Törn als verantwortlicher Skipper. Wir haben viel erlebt und noch mehr gelernt. In diesem Artikel beschreibe ich die Vorbereitung auf die Reise. Wie ich an die Planung und Organisation der Reise herangegangen bin und warum dann doch alles anders kam, kannst du hier lesen. Die Kosten für Charter und Versicherung liste ich ebenso auf wie meine Kriterien an das Segelboot. Viel Spaß mit diesem ersten Bericht. Teil zwei und drei dieses Artikels, in dem ich unsere Erlebnisse während des Törns schildere, findest du ebenfalls in dem Blog unter dem Stichwort #Ostsee2023.
Warum die Ostsee?
Am Anfang stand die Auswahl des Segelreviers auf dem Plan, das wir unsicher machen wollten. Hier kam für mich nur die Ostsee in Frage. Warum? Bei meinem ersten Segeltörn als verantwortlicher Skipper wollte ich ein Gebiet besegeln, mit dem ich schon vertraut bin. Der zweiwöchige Praxistörn für meine SKS-Prüfung fanden ein Jahr zuvor, im Herbst 2022, in der Kieler Bucht und der Dänischen Südsee statt. Ich wusste also, worauf ich mich einlasse und vor allem, wie die Liegeplätze in den Häfen ausgestattet sind. An der Ostsee ist es üblich, in einer sogenannten Box zwischen zwei Dalben zu liegen. Damit hatte ich zumindest ein wenig Erfahrung. Das Anlegen mit einer Mooring-Leine, wie es im Mittelmeerraum weit verbreitet ist, kannte ich hingegen nur aus Erzählungen eines Bekannten, der Segelpraxis im Mittelmeer hatte.

Ein zweiter Grund, warum die Ostsee mein Favorit war, sind die Häfen, die ich auf dem SKS-Törn kennenlernte. Vor allem in der Dänischen Südsee. Hier gibt es kleine Häfen mit wenig Trubel, wenigen Liegeplätzen und wenig Luxus. Dafür findet man warme und gut ausgestattete Gemeinschaftsräume sowie preiswerten oder sogar kostenlosen sanitären Einrichtungen. So weit das Auge reicht, gibt es beeindruckende Flora und Fauna zu sehen. Man kommt sich vor, als befände man sich in einem alten Film über die Seefahrt. Wenn man so will, das genaue Gegenteil von Olpenitz und Damp (dazu in einem eigenen Blogeintrag mehr). Der Entschluss war schnell gefasst: Ich suche ein Segelboot für die Ostsee.
Das passende Segelboot finden und chartern
Nachdem das Revier feststand, begann die Suche nach einem geeigneten Segelboot. Wenn man schon Kontakte in der Segler-Community hat, fällt dies bestimmt leichter. Ich bin den klassischen Weg über die Internetsuche gegangen. Da ich erst Ende April mit meiner Suche begann und die Segelsaison schon im Gange war, musste ich mich beeilen, um etwas Gutes zu finden. Robert (mein Mitsegler) und ich hatten uns eine Liste von Mindestanforderungen erstellt, nach denen ich die Augen offenhielt:
- Klein und schmal genug, um mit unserer begrenzten Erfahrung beruhigt Hafenmanöver fahren zu können. Wir wollten uns nicht ständig Sorgen machen müssen, das Nachbarboot oder die Steganlage zu beschädigen.
- Groß genug für zwei Personen, um sich nicht immer aneinander vorbeiquetschen zu müssen. Auch wollten wir die Krängung nicht bei jeder kleinen Böe ausgleichen.
- Geringer Tiefgang, um auf der Suche nach einem Liegeplatz im Hafen nicht auch noch die Boxen meiden zu müssen, die zu flach sind.
- Zwei Kabinen, die möglichst auch mit einer Tür abgetrennt sind. Also keine zwei Hundekojen.
- Eine Toilette sowie eine Kochmöglichkeit an Bord.
Neben diesen Kriterien war ich auf der Suche nach einer Bootsausstattung, die ich schon kannte oder die das Leben erleichtern würde. Dazu gehörten Lazy-Jacks und Lazy-Bag für das Großsegel, ein Rollreff für das Vorsegel und eine Pinnensteuerung, die möglichst direkt ansprach.
Tipp Nr. 1
Überlege dir vorher, was das Boot, dass du suchst, haben soll und welches Segelrevier du bevorzugst. Die Suche ist dadurch einfacher.
Fündig wurde ich schließlich bei dem Vercharterer Jejumi (Link unter dem Artikel), der in der Schlei bei Schleswig eine Etap 24i liegen hatte. Diese erfüllte unsere Anforderungen zu Gänze und so hieß es: Es geht auf die Schlei. Die Etab 24i hatte folgende Daten:
- Länge (ü.a.): 8,02 m
- Breite: 2,50 m
- Tiefgang: 0,85 m
- Motor: Yamaha AB 9.9
- Steuerung: Pinne
- Baujahr: 1999
- Refit: 2018
- Eine große Bugkabine und zwei Kojen in der Schiffsmitte
- Charterpreis pro Woche: 790 Euro (237 Euro Anzahlung)
- Kaution: 1000 Euro
Bei der Vertragsunterzeichnung musste ich die Nummern der Sportbootführerscheine, des SKS und des SRC-Funkscheines angeben. Hier zeigte sich, warum es wichtig sein kann, diese Scheine zu haben. Für Vercharterer sind sie der einzige Hinweis darauf, ob das Boot in guten Händen ist. Nach der Charteranfrage über die Jejumi-Webseite bekam ich den Chartervertrag zugeschickt, füllte diesen aus, schickte ihn zurück und überwies die Anzahlung. Jetzt, da wir unser Boot sicher hatten, konnte ich mich in die Vorbereitung des Törns stürzen.
Überlegungen und Planung als Skipper
Die Planungs- und Vorbereitungsphase hat mir sehr viel Spaß gemacht. Sie steigerte meine Vorfreude auf den Törn. Alles in allem habe ich mich in den Wochen und Monaten vor der Reise vor allem mit drei Themen beschäftigt: der Versicherung, der Ausrüstung und der Törnplanung inklusive Segelrevier.
Versicherung
Fangen wir mit dem (für viele) langweiligsten, aber nicht unwichtigsten Thema an, der Versicherung. Ich hatte bei der Planung des Segeltörns keinerlei Erfahrung mit Charterversicherungen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Geholfen hat mir ein befreundeter Segler. Er empfahl mir, eine Kautionsversicherung und eine Skipperhaftpflicht abzuschließen. Für die Suche im Internet investierte ich nicht viel Zeit und Mühe. Meine Wahl fiel auf die recht bekannte Pantaenius Versicherung. Diese ist auf Skipper und Bootseigner spezialisiert. Vielleicht gibt es bessere und günstigere Angebote, aber ich bin eben noch kein Profi. Folgende Pakete schloss ich bei Pantaenius ab:
- Skipperhaftpflicht (Versicherungssumme 5.000.000 Euro) für 20,17 Euro
- Kautionsversicherung für 66,98 Euro
Dies entsprach etwa elf Prozent der Charterkosten. Schon teuer, fand ich. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht, wie man so schön sagt.
Habe ich eine wichtige Versicherung vergessen? War es sogar zu viel des Guten? Gerne können die erfahreneren Segler in der Community ihr Wissen und ihre Erfahrung zu dem Thema teilen. Nutze dazu den Kommentarbereich unter dem Artikel. Vielleicht kann ich mein knappes Budget auf der nächsten Reise ja für etwas anderes ausgeben.
Törnplanung und Segelrevier
Auch wenn ich schon auf der Ostsee gesegelt war, kannte ich die Schlei noch nicht. Ich wollte mich also mit dem Revier auseinandersetzen. Hierfür war das Internet, wie so oft, eine gute Quelle. Ich fand Beschreibungen der Häfen und der beiden Brücken, die man auf seinen Weg in Richtung Ostsee-Mündung passieren muss.

Schon Wochen vor dem eigentlichen Törn plante ich verschiedene Routen. Mein Ziel war es, die gesamte Schlei entlang und dann nach Norden bis zum dänischen Hafen Mommark zu segeln. Ich kannte diesen Hafen vom SKS-Praxistörn ein Jahr zuvor. Alles in einer Woche zu schaffen schien aber schwierig, vor allem, wenn der Wind ungünstig stand. Daher plante ich auch ein paar andere Routen aus.
Um das Gebiet noch besser kennenzulernen, bestellte ich mir bei Amazon ein Buch über das Segelrevier. Dieses war recht teuer und die Druckqualität ließ zu wünschen übrig. Es beschrieb allerdings nahezu jeden Hafen auf der Schlei und war inhaltlich nicht schlecht geschrieben. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle eher davon abraten, für viel Geld Bücher über das Segelrevier deiner Wahl zu kaufen. Nicht selten sind diese nicht auf dem neuesten Stand. Die bessere Alternative ist und bleibt eine aktuelle Seekarte und ein Hafenführer. Beides ist normalerweise auf den Charterbooten zu finden. Im Zweifel kurz beim Vercharterer nachfragen.
Etwa eine Woche vor der Abreise in Richtung Ostsee konsultierte ich die Wind-Apps auf meinem Handy und Tablet, um die Wind- und Wetterverhältnisse in den verschiedenen Abschnitten der Schlei in die Planung einfließen zu lassen. Ich verwende sowohl „Windfinder“ als auch „Windy“. Beide Apps funktionieren gut und liefern nach meiner Erfahrung zuverlässige Daten. Du findest beide in Google‘s Play Store oder im Apple App Store. Probiere sie einfach aus, sie sind in der Grundversion kostenlos. Die Premiumversionen mit mehr Informationen kosten natürlich ein paar Euro. Mir haben die normalen Versionen vollkommen ausgereicht. Wenn Interesse besteht, gehe ich in einem eigenen Blogartikel gerne genauer auf die beiden Apps ein. Lass es mich in den Kommentaren wissen.
Ausrüstung
Zuletzt sollte auch der Seesack gut gepackt sein. Ich hatte den Vorteil, dass mein Mitsegler mit dem Auto anreiste und ich daher nicht auf nur einen Seesack angewiesen war. Ich selbst würde mit dem Zug nach Hamburg fahren und mich dort abholen lassen. Um zu planen, was alles mitgenommen werden muss, stellte ich eine Liste zusammen. Dabei orientierte ich mich an einer älteren Aufstellung für den SKS-Praxistörn ein Jahr zuvor. Aufgeteilt ist meine Ausrüstung in die folgenden Kategorien:
Die gesamte Liste stelle ich hier zur Verfügung. Du kannst sie kostenlos als PDF- oder Docx-Datei herunterladen. Lasse es mich gerne in den Kommentaren wissen, wenn etwas Wichtiges fehlt. Man lernt schließlich nie aus.
Tipp Nr. 2
Eine Ausrüstungsliste hilft bei der Vorbereitung. Sie kann später wiederverwendet, erweitert und angepasst werden.
Es kommt oft anders , als man denkt…
Am Tag vor der Abreise hatte ich alles vorbereitet und meine Nervosität stieg. Der Seesack war gepackt, dass Bahnticket nach Hamburg war gebucht und es konnte nichts mehr schief gehen. Das dachte ich zumindest, bis mein Telefon klingelte und sich der Vercharterer meldete. Der Motor unserer Etap 24i lief nicht rund. Da das Wetter in der Woche mit bis zu fünf Beaufort eher rau (für den ersten eigenen Törn) werden sollte, wollte er uns nicht mit einem Boot rausschicken, dass nicht zuverlässig war. Allerdings gab es ein gutes Ersatzangebot. Für den gleichen Preis würden wir die größere Etap 26i bekommen. Einziges Manko – die lag auf Fehmarn, nicht an der Schlei. Nach kurzem Überlegen sagte ich zu und informierte meinen Mitsegler über die Planänderung in letzter Minute.
Natürlich ist eine Änderung so kurz vor der Reise unangenehm. Die Routenplanung war umsonst. Das teure Revierbuch würde ich nicht nutzen können und die Häfen, mit denen ich mich in den letzten Wochen vertraut gemacht hatte, würden wir auch nicht anlaufen. Trotzdem war und bin ich dem Verchartere sehr dankbar, dass er offen und ehrlich mit uns umgegangen ist und ein tolles Alternativangebot gemacht hat. Betrachtet man im Nachhinein die Wetterbedingungen, mit denen wir es in der Törnwoche zu tun hatten, war es genau die richtige Entscheidung, uns nicht mit einem Boot fahren zu lassen, was nicht 100 Prozent zuverlässig läuft. Aber mehr zu Wind und Wetter kannst du im zweiten Teil des Törnberichtes lesen.
Tipp Nr. 3
Sei flexibel und offen für Änderungen. Beim Segeln läuft selten alles nach Plan. Verzage nicht, sondern stell dich auf die neuen Gegebenheiten ein.
Was haben wir also bekommen? Unser neues Zuhause für eine Woche würde eine Etap 26i werden, die im Hafen Burgtiefe auf Fehmarn lag und folgende Daten hatte:
- Länge (ü.a.): 8,25 m
- Breite: 2,78 m
- Tiefgang: 1,55 m (das sollte im Verlauf der Reise noch wichtig werden)
- Motor: Einbau VP 10 PS
- Steuerung: Pinne
- Baujahr: 1995
- Refit: 2018
- Eine Bugkabine und eine Heckkabine mit Tür

Am nächsten Tag bestieg ich meinen Zug nach Hamburg. Auf der Fahrt hatte ich einige Stunden Zeit, um mich über das Wetter auf und um Fehmarn, die Hafenbedingungen und mögliche Strecken zu informieren. Es war also alles gar nicht so schlimm, wie nach dem Anruf und der Planänderung befürchtet.
Wie ging es weiter?
Wenn du wissen willst, wie es auf Fehmarn weiterging, lies gerne den zweiten und dritten Teil meines Törn-Berichtes. Soviel sei verraten: Die Überraschungen hörten nicht auf und ich lernte, dass man trotz aller Planung immer dazu bereit sein muss, seine Vorhaben kurzfristig zu ändern und an die Bedingungen auf hoher See anzupassen.
Wie hat dir dieser erste Teil gefallen? Was fandest du interessant und worüber willst du mehr erfahren? Was war zu detailliert oder langweilig? Lasse es mich gerne in den Kommentaren wissen. Ich freue mich darauf, deine Meinung zu lesen.
Ahoi und bis bald!
Links:
Jejumi Wassersportschule & Charter (http://www.jejumi.de/)
Pantaenius Yachtversicherungen Deutschland (https://www.pantaenius.com/de-de/)
Windy.com – Wind & Radar (Windy im Android PlayStore; Windy im Apple App Store)
Windfinder: Wind und Wetterradar (Windfinder im Android PlayStore; Windfinder im Apple App Store)