Sturm im Hafen – Wie man sein Boot sturmsicher macht
In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 2023 ereignete sich an der deutschen und dänischen Ostseeküste etwas, dass viele Segler so noch nie erlebt hatten. Die Nachrichten, die in den darauffolgenden Tagen aus dieser Region kamen, ließen Segelbegeisterte aus ganz Deutschland sprachlos zurück. Tief Wolfgang traf am Abend des 20. auf Hoch Wiebke (so die DWD-Namen) und verursachte ein Sturmhochwasser, dass die deutsche Ostsee seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr gesehen hatte. Schäden in dreistelliger Millionenhöhe an Hafenanlagen und Booten waren die Folge. Sah man als Segler am nächsten Morgen die Bilder, konnte einem nur das Herz bluten. Schlimmer war es natürlich für die Eigner, deren Segelyachten gesunken oder schwer beschädigt waren. Häfen wie Schilksee oder Maasholm glichen Trümmerfeldern. Ein langer und beschwerlicher Wiederaufbau war abzusehen.
Obwohl der Schock und die Bestürzung den Bootsbesitzern, Hafenmeistern und Anwohnern ins Gesicht geschrieben standen, begannen in den Tagen nach dem Sturm unverzüglich die Bergungs- und Aufräumarbeiten. Alle packten mit an. Jeder half, so gut er konnte, ob mit schwerem Gerät, um Schiffe und losgerissene Stege zu bergen oder durch die Verpflegung der Helfer.
Nachdem die schrecklichen Bilder verdaut waren, stellte ich mir die Frage, ob die Segelboote, die am 20. Oktober noch im Hafenbecken lagen, überhaupt eine Chance hatten. Die meisten sicherlich nicht, auf so etwas ist niemand vorbereitet. Doch es gibt Möglichkeiten, sein Boot im Hafen so sturmsicher wie möglich zu machen. Damit wollte ich mich beschäftigen. Daher habe ich in den letzten Wochen und Monaten mehrere Artikel und Ausarbeitungen gelesen und mir Erfahrungsberichte angesehen. Einige der Tipps und Empgehlungen zum sturmsicheren Festmachen im Hafen, möchte ich in diesem Beitrag mit dir teilen. Alle Quellen sind unter dem Blogbericht verlinkt. Es lohnt, sich mit diesen vertraut zu machen.
Was ist eigentlich ein Sturm?
Ein Sturm ist generell ein Starkwindereignis. Auf dem Wasser ist ein Sturm meist mit enormen Wellenhöhen und Hoch- oder Niedrigwasser verbunden. Um einen Sturm vom leichten oder starken Wind unterscheiden zu können, ist die Windgeschwindigkeit eines, wenn auch nicht das einzige Merkmal. Beim Segeln wird sie meist in Beaufort (Bft) oder in Knoten (kn) angegeben. Die Beaufort-Skala wurde nach Sir Francis Beaufort, einem Hydrografen der britischen Admiralität benannt. Sie ist die wohl bekannteste Einteilung der Windstärke und reicht von 0 bis 12 Bft.
Beaufort | Knoten | Bezeichnung Windstärke | Bezeichnung Seegang |
---|---|---|---|
0 Bft | < 1 kn | Windstille, Flaute | völlig ruhige, glatte See |
1 Bft | 1-3 kn | leiser Zug | ruhige, gekräuselte See |
2 Bft | 4-6 kn | leichte Briese | schwach bewegte See |
3 Bft | 7-10 kn | schwache Briese | schwach bewegte See |
4 Bft | 11-15 kn | mäßige Briese | leicht bewegte See |
5 Bft | 16-21 kn | frische Briese, frischer Wind | mäßig bewegte See |
6 Bft | 22-27 kn | starker Wind | grobe See |
7 Bft | 28-33 kn | steifer Wind | sehr grobe See |
8 Bft | 34-40 kn | stürmischer Wind | mäßig hohe See |
9 Bft | 41-47 kn | Sturm | hohe See |
10 Bft | 48-55 kn | schwerer Sturm | sehr hohe See |
11 Bft | 56-63 kn | orkanartiger Sturm | schwere See |
12 Bft | >63 kn | Orkan | außergewöhnlich schwere See |
In der Tabelle erkennt man, dass die Windstärke 0 Beaufort beispielsweise als Windstille oder Flaute bezeichnet wird und mit einer Geschwindigkeit von 0-1 Knoten (Seemeilen pro Stunde) gleichzusetzen ist. Auf die Windstille folgen der leise Zug (1 Bft) sowie leichte, schwache, mäßige und frische Brise (2-5 Bft). Bei 6 Beaufort oder 22-27 Knoten spricht man von starkem Wind gefolgt von steifem Wind und stürmischen Wind. Bei 9 Bft sieht man sich einem Sturm gegenüber, welcher begleitet ist von einer „hohen See“ und Wellen von teilweise 7 bis 10 Metern Höhe. Die Stufen 10, 11 und 12 bezeichnet man als schweren Sturm, orkanartigen Sturm und Orkan.
Am 20. Oktober 2023 wurden auf Windmessstationen an den Leuchttürmen Kiel und Kap Arkona auf Rügen Windstärken von neun bis zehn Beaufort gemessen. Hinzu kam, dass es sich um Ostwind handelte. Dieser traf frontal auf die westlichen Ostseeküsten und drückte das Wasser geradezu in die Häfen hinein. Die Bezeichnung Sturmhochwasser ist also sehr berechtigt.
Was man als Bootsbesitzer stets im Auge behalten sollte

Die Vorbereitung auf einen Sturm beginnt, bevor sich dieser überhaupt ankündigt. Generell sollten sich vor allem Eigner und Charterunternehmen mit der Sturmvorsorge auseinandersetzen. Es kann allerdings nicht schaden, wenn sich auch Hobby-Segler und Charterer damit auskennen. Man lernt schließlich nie aus. Hat man ein Boot für eine längere Zeit gechartert, übernimmt man für dieses ja auch eine gewisse Verantwortung.
Die Sturmvorsorge beginnt damit, dass man die Wetter- und Windvorhersagen am Liegeplatz des Bootes im Auge behält. Besuche dazu regelmäßig die Online-Wetterseite deines Vertrauens oder die gängigen Wind-Apps wie Windy oder Windfinder. Überprüfe dort die Windstärken für deinen Liegeplatz. In den Premium-Versionen der Apps kannst du dir sogar Alarme einstellen. Diese warnen dich, wenn starker Wind für deinen Hafen vorhergesagt ist.
Tipp Nr. 1
Behalte das Wetter im Auge. So wirst du auf heranziehende Stürme aufmerksam und kannst noch etwas zum Schutz deines Bootes unternehmen.
Ein guter Draht zum Hafenpersonal vor Ort kann ebenfalls helfen. Fällt dem Hafenmeister beispielsweise auf, dass sich bei einem Boot die Festmacherleine gelockert hat, kann er diese nachziehen. Auch Fender, die aufgrund von höherem oder niedrigerem Wasserstand an der falschen Stelle hängen, kann er nachjustieren. Dazu wird er aber eher bereit sein, wenn du dich gut mit ihm oder ihr verstehst und du generell einen guten Eindruck im Hafen hinterlässt. Gleiches gilt für die Segler, deren Segelboote in den Nachbarboxen liegen. Versteht man sich, haben sie auch ein Auge auf das Boot in der Box nebenan.
Wohnst du weiter vom eigenen Liegeplatz entfernt oder planst, das Boot längere Zeit nicht zu besuchen, solltest du es in jedem Fall ausreichend sichern. Das bedeutet vor der Abreise etwas mehr Arbeit, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass beim nächsten Starkwind nichts oder zumindest weniger passiert. Auch die Wahl des Liegeplatzes selbst ist eine Möglichkeit, um das eigene Segelschiff zu schützen. Hast du die Wahl, kannst du es in einer geschützteren Ecke des Hafens liegen lassen. Hier kann der Hafenmeister Hinweise geben, wo es bei Sturm und Hochwasser sicherer ist.
Ein Sturm zieht auf. Was nun?
Was tust du, wenn sich tatsächlich ein Sturm ankündigt? Wie schützt du dein Segelboot? Zuerst einmal heißt es, Ruhe bewahren. Plane genügend Zeit ein, um dein Boot sturmsicher zu machen. Leichter gesagt als getan, ich weiß. Aber die Wettermodelle sind mittlerweile so gut entwickelt, dass sie einen Sturm durchaus mit etwas Vorlauf ankündigen.
Optimalerweise finden deine Sturmvorbereitungen tagsüber bei genügend Licht statt. Die Vorbereitungen sollten ruhig und ohne Hast durchgeführt werden. Mache dir vorher Gedanken. Erstelle einen Plan zur Sicherung des Bootes, den du nach und nach gewissenhaft abarbeiten kannst. Nichts ist gefährlicher, als während eines Sturms an Deck und den Steganlagen hektisch herumzuhantieren. Das Boot ist instabil, der Steg ist rutschig und durch das Pfeifen des Windes ist eine Kommunikation nicht mehr möglich.
Wähle einen sicheren Standort
Gerade zu Beginn und am Ende der Segelsaison sind die Häfen nicht selten leer und viele Liegeplätze sind frei. Ist das der Fall, solltest du überlegen, dein Segelboot an einen geeigneten Platz im Hafen umzulegen. Hol dir hierzu Rat von Hafenmeister. Er kennt die geschützten Bereiche und kann dir zeigen, welche Plätze dort noch frei sind.
Hast du noch sehr viel Zeit, bis der Sturm heranzieht, kann es gegebenenfalls sogar ratsam sein, den Hafen zu wechseln. Ich habe von einem Segler gehört, der vor dem Sturmhochwasser 2023 vom Sportboothafen Maasholm in den kleineren aber geschützter gelegenen Hafen der Modersitzki Bootswerft gewechselt ist. Beide Häfen sind weniger als einen Kilometer voneinander entfernt. Doch der Wechsel hat das Boot vielleicht gerettet.
Achte bei der Standortwahl auf den Abstand zu anderen Segelbooten. Bei starkem Wind und durch das Hafenbecken rollenden Wellen kann es passieren, dass die Masten oben aneinander schlagen. Im schlimmsten Fall verhaken sie sich sogar. Du solltest also möglichst viel Abstand zu den anderen Booten im Hafen haben. Idealerweise sind die Nachbarboxen sogar leer. Dann kannst du deren Klampen am Steg ebenfalls für die Sicherung verwenden.
Tipp Nr. 2
Eine gute Standortwahl für dein Segelboot kann bei einem Sturm den Unterschied machen.
Schaffe alles von Deck, was nicht niet- und nagelfest ist
Als Nächstes heißt es, das Deck abzuräumen. Entferne möglichst alles, was dem Wind eine Angriffsfläche bietet. So verhinderst du nicht nur, dass Gegenstände losgerissen werden, herumfliegen und etwas beschädigen. Du sorgst auch dafür, dass die Kraft, mit der der Wind dein Boot gegen die Festmacherleinen drückt, verringert wird.
Gehe das Deck systematisch ab und verstaue alles entweder unter Deck oder nimm es von Bord. Zu den Gegenständen, die entfernt werden sollten gehören natürlich der Adenauer, Hufeisenrettungsringe (und anderes MOB-Equipment) und der Spinackerbaum. Vergiss auch die Abdeckungen der Navigationsinstrumente nicht. Wenn du diese nicht abnehmen willst, fixiere sie mit Tape. Überlege dir, ob es Sinn macht, eine an Deck befindliche Rettungsinsel oder einen Außenborder zu entfernen. Jeder Quadratzentimeter weniger Windangriffsfläche kann wichtig sein.

Hast du eine Sprayhood oder eine Kuchenbude, sollte diese eingeklappt und gut festgemacht werden. Die sicherste Variante ist, diese komplett zu demontieren und zu verstauen. Falls du ein Winter-Cover, also eine Winterabdeckung benutzt, sollte diese so eng wie möglich an Deck anliegen und gut gesichert sein. Kann der Wind darunter fahren, reißt sie vielleicht auf.
Vergiss nicht, die Abflüsse im Cockpit zu überprüfen. Ein Sturm bringt meist starken Regen mit sich. Da sollte es nicht passieren, dass das Cockpit vollläuft oder das Wasser sogar in die Kajüte kommt. Daher müssen alle Abflüsse von Verstopfungen befreit sein.
Die Segel müssen ebenfalls gut gesichert werden. Im besten Fall nimmst du diese komplett runter. Ist das nicht möglich, verringere ihre Fläche. Ein Vorsegel auf einer Rollreff-Anlage sollte so weit wie möglich eingerollt werden. Die Reffleinen können ruhig ein paar Umdrehungen um das Segel geführt sein. Sorge dafür, dass die Schoten dicht geholt sind, beispielsweise indem du sie um die Winschen legst. Sichere das Vorsegel zusätzlich mit Bändseln. Das Großsegel muss natürlich runtergenommen und gut in der Baumpersenning oder dem Lazy-Bag verstaut sein. Umwickele dann den Baum auf der gesamten Länge mehrfach eng mit einer langen Leine. Lazy-Jacks und Fallen sollten so weggebunden werden, dass sie im Wind nicht schlagen.
Tipp Nr. 3
Entferne alles von Deck, dass dem Wind Angriffsfläche bietet.
Unter Deck geht es weiter
Nachdem auf Deck alles gut verstaut wurde, geht die Arbeit unter Deck weiter. Dass dort alles gegen das Auf und Ab von Wellen und die Krängung des Schiffes gesichert ist, versteht sich auf einem Segelboot eigentlich von selbst. Überprüfe trotzdem jeden Winkel und verstaue oder befestige alle losen Gegenstände. Auch das Schließen aller Luken und Öffnungen ist etwas, dass einem Segler in Fleisch und Blut übergegangen ist. Überprüfe dies aber lieber zweimal und dichte undichte Stellen ggf. mit einer zusätzlichen Lage Gaffer-Tape ab. Auch die Seeventile müssen alle gut geschlossen sein.
Eine automatische Bilgenpumpe ist in einem Sturm von großem Vorteil, da diese alles eintretende Wasser außenbords pumpt. Dafür muss sie aber funktionieren und dauerhaft angeschaltet sein. Überprüfe die Funktionsfähigkeit vor dem Sturm. Stelle sicher, dass alle Batterien vollgeladen sind. Erst dann entfernst du den Landstromanschluss. Schalte am besten alle Verbraucher bis auf die Bilgenpumpe ab.
Wie du das Boot richtig festmachst
Beim Festmachen des Bootes ist einiges zu beachten. Zum Beispiel musst du einkalkulieren, dass der Wasserspiegel in einem Sturm fällt oder steigt. Die Länge der Festmacherleinen muss deshalb so gewählt werden, dass sie das Boot im Fall eines Hochwassers nicht nach unten ziehen. Bei kurzen Leinen variiert der Winkel zwischen Boot und Steg stärker als bei langen. Dadurch wirken viel stärkere Kräfte auf die Klampen an Bord. Wähle also möglichst lange Leinen.

Zum Festmachen solltest du generell nur Tauwerk benutzen, das dafür gemacht ist. Diese Leinen sind so hergestellt, dass sie mehr „Reck“, also mehr Elastizität haben. Dadurch verkraften sie die ruckhafte Belastung in einem Sturm besser als normale Taue. Verwende auf keinen Fall alte Schoten oder Fallen. Zum einen könnten diese beschädigt sein. Zum anderen haben sie aufgrund ihrer anderen Aufgaben an Bord nur wenig Reck. Die Festmacher sollten darüber hinaus UV-beständig sein. Ist das nicht der Fall, werden sie bei häufiger Verwendung geschwächt. Kommt es dann, beispielsweise in einem Sturm, zu ungewöhnlich hoher Belastung, ist es möglich, dass die Leinen reißen. Untersuche die Leinen vor einem Sturm unbedingt auf Beschädigungen und tausche sie notfalls aus.
Da du die Kräfte, die auf dein Segelboot wirken, möglichst gut verteilen willst, nutze alle Klampen an Bord und spanne die Leinen zu so vielen Punkten wie möglich ab. Setze dein Boot „in die Mitte eines Spinnennetzes“ aus Festmachern. Achte auf die Beschaffenheit und den Zustand der Klampen. Sind sie mit dicken Schrauben oder Bolzen verankert oder nur mit dünnen Schrauben festgemacht? Haben sich Haarrisse gebildet und verringern die Stabilität? Vor allem Mittelklampen sind häufig schwächer ausgelegt.
Eine gute Möglichkeit, zusätzliche Leinen festzumachen und so die Klampen zu entlasten, sind die Winschen. Sie sind häufig stabil verankert und können bei der Sturmvorbereitung genutzt werden. Führe die Festmacherleine dazu um oder durch die Klampe und leite sie so zu den Winschen um. Aber Vorsicht! Je stärker die Umlenkung ist (je kleiner der Winkel), desto stärker wird die Klampe von der umgelenkten Leine beansprucht.

Musst du aufgrund zu kurzer Festmachleinen zwei Leinen verbinden, ist von einem Kreuzknoten abzuraten. Dieser kann sich bei der ständigen Be- und Entlastung im Sturm lösen. Benutze hierzu lieber zwei Palsteke, deren Schlaufen ineinander verschlungen sind. Auch ein Hunter’s Bend (Hunter-Knoten) kann verwendet werden. Auf der Klampe solltest du hingegen nicht mit dem Palstek arbeiten, da dieser bei Entlastung überrutschen kann. Verwende hier immer den Kopfschlag. Zum Festmachen an Ringen sind Rundtörns mit halben Schlägen das Mittel der Wahl.
Wenn möglich, verwende Rückdämpfer an deinen Festmacherleinen. Diese gibt es aus Gummi zum Umwickeln oder aus Stahl mit einer Feder. Stahl ist natürlich schwerer, unhandlicher und kann rosten. Stählerne Ruckdämpfer sind daher eher etwas für den Heimathafen. Du kannst auch mehrere Ruckdämpfer pro Leine verwenden. Informiere dich auf jeden Fall vorher, wie diese richtig und sicher angebracht werden.
Durch die starke Bewegung des Schiffes im Sturm besteht die Gefahr, dass Festmacherleinen an der Bordwand oder an Umleitungsstellen scheuern. Um das zu verhindern, kannst du sie an den jeweiligen Stellen mit Gartenschläuchen oder alten Feuerwehrschläuchen schützen. Zur Not tun es auch mehrere Lagen Tape auf dem beanspruchten Bereich.
Nun noch ein letzter Tipp zu den Festmachern im Sturm. Da es sein kann, dass du die Leinen während des Sturms nachjustieren musst, ist es sinnvoll, sie so abzuspannen, dass du alle Leinen an Land dichtholen kannst. So brauchst du dich nicht unnötigen Gefahren aussetzen, indem du bei starkem Wind und Regen immer wieder vom Steg auf das Boot und umgekehrt wechseln musst.
Bei Fendern gilt: Viel hilft viel
Generell ist es ratsam, alle Fender, die an Bord vorhanden sind, als Sturmvorbereitung auszubringen. Vor allem Mitschiffs solltest du eine gute Anzahl von Fendern verwenden, wenn du an der Kaimauer oder längs am Steg liegst. Hänge diese auf unterschiedliche Höhen um vor Schwankungen des Wasserstands und bei starker Krängung des Schiffes besser geschützt zu sein. Bei ablandigem Wind, der das Wasser aus dem Hafen herausdrückt, kann es auch eine gute Entscheidung sein, die Fender statt an Bord direkt am Steg anzubringen. So werden sie nicht über oder unter den Steg gedrückt und verlieren ihre Wirkung.

Kugel- oder Langfender eignen sich am besten, da diese bei Reibung mitrollen. Auch Fenderbretter schützen das Schiff und die Bordwand gut. Auf dem Bild kannst du sehen, wie diese zu positionieren sind. Flachfender hingegen können bei ständiger Bewegung an der Bordwand scheuern. Sie sollten nicht unbedingt verwendet werden.

Willst du deine Bordwand vor zusätzlicher Reibung schützen, sind Fenderstrümpfe eine gute Wahl. Kleine Sandkörner, die durch den Wind getragen werden, können sich in den Gummi der Fender hineindrücken und scheuern dann unablässig. In Fenderstrümpfe dringen die Körner hingegen weit ein oder fallen ab. Alternativ kannst du eine Stoffbahn (z.B. aus Persenningmaterial) zwischen Rumpf und Fender hängen.
Festmachen in der Box
Auf dem Youtube-Kanal von Mike Peuker habe ich eine schöne Variante gesehen, wie man ein Segelboot in einer Box am besten abspannt, um es auf einen Sturm vorzubereiten. Diese Tipps will ich dir hier gerne mitgeben, da es gerade an der Ostsee durchaus üblich ist, dass die Segelboote in Boxen zwischen zwei Dalben liegen. Einen Link zu dem Youtube-Video findest du unter dem Beitrag.

Zuerst einmal wurde eine Box gewählt, die länger ist, als es die Bootslänge eigentlich erfordert. Dadurch kann mit langen Festmachern gearbeitet werden, was bei Hochwasser denn Winkel zwischen den Festmachpunkten am Steg und an Bord verringert. So wird die Belastung der Klampen vermindert. Mike Peuker hat in dem Video zwei lange Vorleinen und zwei lange Achterleinen gewählt. In dem Bild weiter unten sind diese grün gekennzeichnet. Die Achterleinen wurden zusätzlich über Kreuz gelegt, um den Abstand zwischen Dalben und Klampen noch weiter zu erhöhen. Als provisorische Rückdämpfer verwendet Peuker zwei gefüllte Wasserkanister, die er in die Leinen hängt.
Die Leinenlängen von Vor- und Achterleinen wurden so gewählt, dass das erwartete Hochwasser zusätzlich eingerechnet ist. Damit hängen sie bei „normalem“ Wasserstand natürlich durch. Um das Boot trotzdem mittig in der Box zu halten, werden lange Vor- und Achtersprings von der Mittelklampe aus abgespannt. In dem Bild sind diese rot eingefärbt.
Damit der Bug nicht zu stark ausschwingt, ist ein zusätzliches Paar Vorleinen zu den Klampen der Nachbarboxen gespannt (pinke Farbe). Das funktioniert natürlich nur, wenn diese auch frei sind. Zum Festmachen an Bord wurden sowohl die Klampen als auch die Winschen genutzt, wie oben schon beschrieben. Dass alle Fender verwendet wurden, versteht sich von selbst.
Was mache ich während des Sturms?

Hat der Sturm erst einmal begonnen, heißt es beobachten und reagieren. Hast du die Möglichkeit, im Hafen vor Ort zu sein, kannst du die Lage im Blick behalten. Achte dabei, wenn möglich auch auf die anderen Schiffe und stimme dich mit den Seglern und dem Hafenmeister ab.
Gegebenenfalls kannst du während des Sturms deine Festmacherleinen nachziehen. Meiner Meinung nach sollte dies aber immer von Land, also vom Steg aus passieren. Mitten in einem Sturm an Bord zu gehen, ist schon wegen plötzlich aufkommender Windböen gefährlich. Der Regen macht das Deck und den Steg spiegelglatt und ich will mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn man in dem Moment an Bord ist, wenn sich das Boot losreißt oder der ganze Steg weggeschwemmt wird.
Generell solltest du dich auch nur solange im Hafen aufhalten, wie es die Sicherheitslage zulässt. Es ist keinem geholfen, wenn es neben materiellen Schäden auch noch Personenschäden gibt.
Tipp Nr. 4
Achte zuerst auf dich selbst und deine Unversehrtheit. Wird es auf dem Steg oder im Hafen zu gefährlich, bring dich und die anderen Personen in Sicherheit.
Ich drücke die Daumen und hoffe das Beste
Damit sind wir am Ende dieses Beitrags angelangt. Ich hoffe, du konntest einige nützliche Tipps für das Sichern deines Segelbootes im Hafen mitnehmen. Der Beitrag ist nicht dazu gedacht zu belehren. Was im Oktober 2023 geschehen ist, hätte auch durch viele dieser Tipps wahrscheinlich nicht verhindert werden können.
Starkwind und Sturm sind in der Seefahrt allerdings nichts Ungewöhnliches. Daher sollte man wissen, wie man sein Segelboot am besten dagegen schützt. Wenn du weitere Vorschläge und Erfahrungen mit dem Sichern von Booten hast, schreibe sie gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag und lass uns daran teilhaben.
Ahoi und bis bald!
Links
yacht.de – Segelyacht im Sturm sicher vertäuen (Artikel)
boatus.com – Preparing Boats & Marinas for Hurricanes (Hurricane Warning PDF)
yachtingmonthly.com – Prepare your boat for a storm in harbour (Artikel)
Youtube – Sturmsicher festmachen. Wie kann man das Schiff gegen Sturm und Hochwasser schützen? (https://www.youtube.com/watch?v=YLN6d-EGD-U)