Charterplanung 2024 – Wo geht es hin und mit welchem Boot?
Auf den Seen und vor den Küsten tauchen hohe Masten und volle, weiße Segel auf. In den Häfen drängen sich Segler und Motoryachten. Die Hafenmeister organisieren das Chaos mit der ihnen eigenen Unaufgeregtheit. Leere Boottrailer stehen einsam in Hallen und auf Abstellplätzen. Kurzum, die Segelsaison ist in vollem Gange.
Auch mich hat das Segelfieber wieder gepackt. In 2024 möchte ich meinem Ziel, ein Segler zu sein, wieder etwas näher kommen. Neben kleinen Segeltörns und ein paar anderen Projekten, die noch nicht verraten werden, ist auch in diesem Jahr wieder eine längere Reise auf dem Wasser geplant. Das heißt für mich: Chartern. Nachdem ich in 2023 mit der Suche nach einem geeigneten Segelboot etwas spät dran war, setzte ich mich nun schon im Januar hin und begann mit der Reiseplanung. Wie ich diese durchführte und wo es in diesem Jahr hingeht, berichte ich im folgenden Beitrag.
Erster Schritt: Rahmenbedingungen und ein neues Crewmitglied
Bevor ich die Suche nach einem Segelrevier und einem Boot angehen konnte, musste erst einmal der Rahmen für die diesjährige Reise gesetzt werden. Dazu galt es, die Crew und den bevorzugten Charter-Zeitraum zu bestimmen. Segelfreund Robert sagte natürlich sofort zu. Mit ihm hatte ich schon im letzten Jahr die Ostsee bereist. Unsere Abenteuer können in den drei Beiträgen, die mit dem Kennwort Ostsee2023 gekennzeichnet sind, gefunden werden.
Für 2024 konnte ich aber auch meine Freundin dazu überreden, die Meere mit mir unsicher zu machen. Ihre bisherige Segelerfahrung erstreckt sich auf ein paar gemeinsame Bootstage auf dem Brombachsee, einem neun km2 großen Gewässer westlich von Nürnberg. Als ich mit ihr über die Reise sprach, waren wir uns einig, dass wir es bei ihrer ersten mehrtägigen Segelreise möglichst ruhig angehen lassen wollen. Das Revier sollte ich schon kennen. So würde sie sich langsam in den Segelalltag einleben und schauen, ob die See etwas für sie ist. Damit bot sich die Ostsee wieder an und stieß in der Diskussion mit der zukünftigen Crew ebenfalls auf Anklang.

Drei Personen an Bord bedeutet auch, dass ich nach einem größeren Boot Ausschau hielt. Es ist ja schließlich Urlaub. Da will man es bequem haben, selbst auf einem Segelboot. Aufgrund unserer Arbeitssituation bot sich das zweite Halbjahr ’24 für die Reise an. Schon in 2023 hatten Robert und ich gute Erfahrungen mit dem September gemacht. Die Häfen sind nicht mehr so überlaufen und man bekommt eigentlich in jedem Hafen einen Liegeplatz. Nachdem wir also unseren Wunschzeitraum und das Revier der Wahl festgelegt hatten, ging die Suche nach einem Vercharterer los.
Tipp Nr. 1
Lege vor der Suche nach einem Charterboot die Rahmenbedingungen fest. Dazu gehören die Anzahl der Mitsegler und deren Erfahrung, der Zeitraum der Reise und das ungefähre Gebiet, in dem du segeln möchtest.
Zweiter Schritt: Das richtige Segelboot
Ich machte mich Ende Januar auf die Suche nach einem Charterboot in der Ostsee. Die Kieler Bucht und die Schlei fasste ich ebenso ins Auge wie Rügen oder Usedom. Irgendwann fiel mein Blick dann auf meinen E-Mail-Eingang, in dem noch die Weihnachts- und Neujahrsgrüße von Jejumi lagen. Bei Jejumi hatten wir im letzten Jahr eine Etap 26i gechartert und waren damit mehr als zufrieden. Neben den besten Wünschen enthielt die E-Mail ein paar Neuerungen. Beispielsweise hatte die „Endless Summer“, unsere Etap vom Vorjahrestörn, neue Segel bekommen. Wer den dritten Teil des Törnberichtes gelesen hat, der weiß auch, warum das nötig war.
Auch auf der BOOT 2024 Ende Januar in Düsseldorf würde Jejumi vertreten sein. Damit verbunden war als kleiner Anreiz für den Messezeitraum ein Frühbucher-Rabatt von 9% auf Charter. Klang für mich nicht schlecht. Ein uns bekannter und zuverlässiger Vercharterer, eine schöne Flotte von Booten und dann noch Rabatt – da kann Nachfragen doch nicht schaden. Ich kontaktierte also Michael Renfert, den Geschäftsführer von Jejumi, der uns in 2023 immer mit Rat und Tat zur Seite stand, und schilderte ihm meine Pläne. Die Antwort kam innerhalb weniger Stunden. Man hätte für uns zwei Segelboote zur Auswahl. Die „Summer Sun“, eine Etap 28i sollte 814,45 Euro (inkl. Messerabatt) kosten, die „Summer Dream“, eine Etap 32i würden wir für 1019,20 Euro pro Charterwoche bekommen. Beide Boote liegen auf Fehmarn, da kannten wir uns ja mittlerweile aus.
Bootsentscheidung und Neues bei Jejumi
Bei einer Rücksprache mit meinen zwei Crewmitgliedern schauten wir uns beide Boote auf der Webseite von Jejumi an. Schnell entschieden wir uns, nicht zuletzt aufgrund des geringen Tiefgangs, für die kleinere 28i. Der Platz würde uns schon ausreichen. Meine Freundin freute sich besonders über den Elektro-Ofen an Bord. Ob sie uns als selbsternannter Smutje dann im Hafen Baguette und Kuchen zubereitet oder ob der Ofen für Tiefkühlpizza herhalten muss, wird die Zeit zeigen. Jedenfalls gab ich Michael Bescheid und der Chartervertrag wurde genauso problemlos abgeschlossen wie im Jahr zuvor.

Eine interessante Neuerung gab es bei der Charter von Jejumi allerdings noch. Die Übergabezeiten für die Boote wurden angepasst. In 2023 konnte das Boot am Samstag ab 15:30 Uhr übernommen werden und musste am folgenden Samstag um 9:00 Uhr wieder im Hafen sein. Die „Summer Sun“ werden wir nun im September am Samstag früh schon um 10:00 Uhr bekommen, müssen sie aber am Freitag bis 16:30 Uhr abgeben. Für uns wird das den Vorteil haben, dass wir den Samstag als kompletten Segeltag gewinnen ohne den Freitag ganz zu verlieren. Die neue Regelung kommt den Seglern also durchaus entgegen. Ein Problem haben allerdings diejenigen, die eine weite Anreise haben. Zu denen gehören wir leider auch. Um pünktlich um 10 Uhr auf Fehmarn zu sein, müssten wir mitten in der Nacht losfahren. Unsere Lösung ist, dass wir schon Freitags anreisen werden und in einer Ferienwohnung übernachten. Dann können wir am Freitagabend oder Samstagmorgen den Proviant einkaufen und direkt nach der Übergabe in See stechen.
Die „Summer Sun“ kurz vorgestellt
Nun will ich dir unsere Etap 28i in aller Kürze vorstellen. Sie ist ein belgisches Segelboot, das zwischen 1988 und 1997 produziert wurde. Circa 450 Boote der 28i-Reihe wurden gefertigt. Etap‘s gelten generell als unsinkbar, da die Konstruktion doppelschalig und mit Schaum gefüllt ist. Das ermöglicht ein Weitersegeln und Manövrieren selbst bei Wassereinbruch. Außerdem sind die kleinen Belgier dafür bekannt, solide und freizeitorientiert zu fahren. Genau das Richtige für einen gemütlichen Urlaub.
Die „Summer Sun“, die wir im September 2024 segeln werden, ist 8,9 Meter lang, 3,15 Meter breit und hat einen Tiefgang von nur 1,15 Metern. Das macht die Liegeplatzsuche einfach. Dagegen haben wir nichts einzuwenden. Für das Ruhen nach einem langen Tag auf See stehen zwei Doppelkojen, eine im Vorschiff und eine achtern zur Verfügung. Wir haben eine Bordtoilette mit Seewasserpumpe und eine Pinnensteuerung. Bei Flaute oder im Hafen werden wir uns von einem 19PS-Motor schieben lassen. Die Sicherheitsausrüstung entspricht ebenso der Schiffsklasse wie die Navigation und die Ausstattung an Deck. In der Pantry gibt es neben einem zweiflammigen Herd den schon erwähnten elektronischen Backofen. Lazy-Bag und Lazy-Jacks sind ebenso vorhanden wie eine Rollfockanlage und in 2023 erneuerte Tücher.
Habe ich etwas vergessen? Möchtest du noch mehr wissen? Dann schreibe gerne einen Kommentar und ich liefere die Informationen nach. Alles in allem hört sich das Ganze für mich und die Crew nach einem tollen Segelboot an, auf dem man ein paar schöne Urlaubstage auf der Ostsee verbringen kann.
Wo geht es von Fehmarn aus hin? Unser Segelrevier.
Die „Summer Sun“ liegt, wie die meisten Boote von Jejumi, im Hafen Burgtiefe auf Fehmarn. Ich werde in diesem Jahr nicht den gleichen Fehler wie 2023 machen und die Route exakt vorplanen, ohne die Windverhältnisse zu kennen. Schaut man sich die Lage von Fehmarn in der Ostsee an, ist es kein schlechter Ausgangspunkt. Prinzipiell stehen hier in allen vier Himmelsrichtungen interessante Ziele offen.
Nach Westen fährt man beispielsweise durch die uns schon vom letzten Törn bekannte Fehmarnsundbrücke. Wendet man sich dann gleich nach Steuerbord, erreicht man die Häfen Orth und Lemkenhafen. Orth hatten wir in 2023 angelaufen. Das griechische Restaurant am Hafenbecken ist durchaus einen Besuch wert. Nach der Brücke locken an Backbord auch Heiligenhafen und etwas weiter westlich Lippe. In Lippe gilt es allerdings, sowohl die Wassertiefe der regelmäßig versandeten Hafeneinfahrt als auch die davor gelegenen Schießgebiete Putlos und Todendorf zu beachten. Noch weiter westlich winkt dann die Kieler Bucht mit den Häfen Wendtorf, Laboe und Schilksee.

Setzt man die Segel von Fehmarn aus nach Norden, landet man schnell auf den Inseln der dänischen Südsee. Lolland direkt nördlich sowie Langeland und ÆRø nord-westlich versprechen idyllische kleine Häfen und wunderschöne Natur. Wer frühere Beiträge des Blogs gelesen hat der weiß, dass es mir die Häfen in Dänemark schon seit langem angetan haben.
Auch im Süden von Fehmarn gibt es mit Grömitz, Neustadt und Niendorf drei Häfen, die nach wenigen Seemeilen erreicht werden können und bestimmt einen Besuch wert sind. Weiter östlich finden sich gleich mehrere Anlaufstellen rund um Wismar, die Insel Poel und natürlich Kühlungsborn, wo ich in meiner Kindheit einige Urlaube verbracht habe. Es gibt also ganz sicher genug zu sehen, egal, wohin der Wind uns weht.
Was nehme ich mir vor?
Auch wenn es sich bei unserer Reise um einen Urlaubstörn handelt und Spaß und Entspannung im Vordergrund stehen, möchte ich auf dem Weg, ein Segler zu sein, vorankommen. Unser Ziel ist es nicht, in der Woche möglichst viele Seemeilen abzureißen. Etwas dazuzulernen kann aber weder mir noch den anderen Crewmitgliedern schaden.

Vorgenommen habe ich mir, das „Skipper of the Day“-Prinzip durchzuführen, bei dem jeden Tag ein anderes Crewmitglied der Skipper ist, die Route plant sowie an- und ablegt. Die beiden Anderen sind dann für Navigation und Leinenarbeit zuständig. So verliert man die Scheu vor Aufgaben an Bord, die einem unbekannt sind oder die noch nicht so gut beherrscht werden. Außerdem möchte ich in diesem Jahr, im Gegensatz zum Jahr davor, gerne ab und zu vor Anker liegen, wenn es die Situation zulässt. Das hängt natürlich vom Vorhandensein von Ankerplätzen sowie Wind und Wetter ab. Ich werde berichten, ob es geklappt hat.
Damit endet meine Besprechung der diesjährigen Charterplanung. Ich hoffe, sie war für dich interessant und du konntest ein paar Anregungen für eigene Törns mitnehmen. Wenn du Fragen oder hilfreiche Tipps hast, schreibe sie bitte in die Kommentare gleich unter dem Beitrag.
Ahoi und bis bald!
Links
Jejumi Wassersportschule & Charter (http://www.jejumi.de/)
Decathlon Deutschland – Segeln (Decathlon DE Segeln)1
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Ich bin gespannt, wie euch der Segelurlaub gefallen wird.