Titelbild Tipps Anlegen Ablegen im Hafen

11 Tipps zum sorgen- und stressfreien Anlegen und Ablegen im Hafen

So entspannend und spaßig das Segeln auf freier See auch ist, im Hafen ist es manchmal hektisch und anstrengend. Das Boot ist ja viel zu groß für den Anlegeplatz, der Wind weht aus der falschen Richtung und die anderen Skipper scheinen sich überall noch vorbeidrängeln zu müssen. Diese und ähnliche Gedanken schwirren mir durch den Kopf, wenn es beim An- oder Ablegen mal wieder stressig wird.

In diesem Blogbeitrag habe ich daher elf Tipps für dich zusammengetragen, mit denen du An- und Ablegemanöver angstfrei und souverän meisterst. Alle Tipps habe ich selbst in den letzten Jahren als Segelanfänger ausprobiert und nutze sie mittlerweile regelmäßig. Sie helfen dir, dich entspannter im Hafenbecken zu bewegen und nicht zum Hauptfilm im Hafenkino zu werden. Viel Spaß mit diesem Beitrag.

Fünf Tipps zum Ablegen ohne Aufregung und Panik

Beginnen wir dort, wo jeder Törn beginnt, beim Ablegen. Wird es dabei schon hektisch, wirkt sich das auf deine Stimmung und die Stimmung der Crew aus. So kann ein schöner Segeltag verdorben sein, bevor die Segel überhaupt gehisst wurden. Mit ein paar Tricks muss das nicht sein. 

1. Besprich das Ablegemanöver vorher mit der Crew.

Gegen Hektik beim Ablegen hilft schon eine gute Planung. Stelle dich vor dem Ablegen mit der Crew an Deck und seht euch zusammen die Bedingungen an. Woher kommt der Wind? Wohin wird das Boot nach dem Losmachen der Leinen also vertrieben? Sind Hindernisse und Engstellen auf dem Weg aus dem Hafen erkennbar? All diese Fragen sind bestenfalls schon vor dem Ablegen in Ruhe besprochen und müssen nicht durch panisches Zurufen während des Manövers geklärt werden. Entscheidet dann gemeinsam, wer wo steht und welche Aufgaben hat. Am allerwichtigsten aber: Legt fest, wer beim Ablegen die Kommandos gibt und damit die Geschwindigkeit des Manövers bestimmt. Das sollte nur genau eine Person sein, in den meisten Fällen der Rudergänger.

2. Überprüft vorher, ob an Bord alles klar zum Ablegen ist.

Vor dem Ablegen überprüft man das Boot. Hier ist wieder die gesamte Crew gefragt. Der Skipper kann die Aufgaben ruhig auf die einzelnen Crewmitglieder verteilen, wenn diese in der Lage sind, die Überprüfungen selbstständig durchzuführen. Kontrolliert werden sollten:

  • Funktioniert der Motor? Prüfe auch Ölstand und Kühlwasserfilter.
  • Sind alle Ventile geschlossen? Hier die Toilette und das Gas für die Pantry nicht vergessen.
  • Sind alle Luken geschlossen? Keiner will abends in einem nassen Bett schlafen müssen.
  • Ist das Landstromkabel eingeholt und verstaut?
  • Liegen alle Leinen und Fender bereit? 
  • Sind unnötige Stromfresser ausgeschaltet? Hier ist beispielsweise auf den Kühlschrank zu achten, der soll die Bordbatterien ja nicht leersaugen. Überprüft auch die Spannung der Batterien.
  • Sind die Navigationsinstrumente eingeschalten und funktionieren?

3. Bringt die Leinen so aus, dass sie beim Ablegen „helfen“.

Leine auf Slip zum einfachen Ablegen
Leine an Land auf Slip zum einfachen Ablegen

Sorge dafür, dass du und deine Crew die Leinen beim Ablegen zügig von Bord aus einholen könnt. Dazu legt ihr die Leinen an Land einfach auf Slip. So vermeidest du, dass z.B. ein Palstek am Poller an Land oder am Dalben hängen bleibt, du ihn nicht mehr rechtzeitig übergeworfen bekommst und das Ablegemanöver abbrechen musst. Falls du in einer Box zwischen zwei Dalben liegst, kannst du dir das schon beim Anlegen am Vortag überlegen. Ist es möglich, die Leine einfach um die Dalben zu führen, statt einen Palstek zu verwenden? Hilfreich ist es auch, die Lee-Leinen, also diejenigen auf der windabgewandten Seite, schon einzuholen oder zumindest zu lösen. Diese sind ja nicht unter Spannung und das Boot wird dadurch nicht vertreiben. So hast du beim Ablegen eine Leine (und Sorge) weniger, um die du dich kümmern musst.

4. Liegst du seitlich an einem Steg, ist das Eindampfen das Mittel der Wahl.

Ist dein Boot seitlich an einem Steg festgemacht, lege durch eindampfen ab. Diese Methode ist einfach und beherrschbar und kann mit wenig Platz nach vorn und hinten durchgeführt werden. Eingedampft wird entweder in die Vorspring oder die Achterspring. Dabei bitte nie vergessen, einen Kugelfender an die Stelle zu setzen, die sich gegen den Steg drückt. Beim Eindampfen in die Achterspring ist das am Heck, beim Eindampfen in die Vorspring am Bug. Schau dir diese Manöver am besten auf Youtube an oder lasse sie dir von erfahrenen Seglern erklären und übe sie regelmäßig. Wenn du daran interessiert bist, kann ich zum Eindampfen einen kleinen Sonderbeitrag schreiben, in dem ich die beiden Manöver ausführlich erkläre. Sie gehören schließlich zum A und O des Ablegens.

5. Langsam mit dem Motor arbeiten, die Leinen dabei mitführen.

Wenn du eine Crew als Unterstützung an Bord hast, kannst du die Leinen nutzen, um dich beim Ablegemanöver abzusichern. Die Arbeit soll natürlich der Motor machen, nicht die Crew an den Leinen. Zieht euch nicht „an den Leinen“ aus der Box. Allerdings sollten die Leinen immer vorsichtig mitgeführt werden, nicht zu straff und nicht zu lose. So kann bei einer plötzlichen Böe das Schiff unter Kontrolle gehalten werden. Die grundsätzlichen Kommandos zum fieren und dichtholen der Leinen kommen dabei vom Rudergänger. Es hilft allerdings ungemein, wenn die Personen an den Leinen mitdenken.

Fünf Tipps zum Anlegen ohne Hektik und „Rumschreierei“

Anlegemanöver sind oft das Schreckensszenario eines jeden Segelanfängers. Auch für erfahrene Segler stellen sie manchmal eine Herausforderung dar, vor allem bei ungünstigen Bedingungen. Wie oft hört man im Hafen hektische Rufe von einem einlaufenden Schiff? Im schlimmsten Fall sind diese dann gefolgt von einem dumpfen Schlag an den Steg oder einem Schrammen an der Kaimauer. Um das zu vermeiden, hier fünf Tipps für das Anlegen.

6. Kenne deinen Zielhafen.

Beim Anlegen ist Vorbereitung alles. Diese beginnt nicht erst kurz vor dem Hafen, sondern schon vor dem Ablegen am Morgen. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, mögliche Zielhäfen vor der Abfahrt zu studieren. Die erste Wissensquelle dafür sind die Hafenbücher, in denen alle Häfen eines Segelreviers detailliert beschrieben sind. Dort findest du die beste Anlaufroute, Befeuerung und Betonnung sowie Besonderheiten des Hafens. Zusätzlich kann die Satellitenbild-Ansicht von Google Maps helfen. Dort verschaffst du dir einen Überblick über die Lage der Stege. Wenn du noch weiter gehen willst, kannst du schon am Morgen schauen, wie die voraussichtlichen Windverhältnisse im Zielhafen am Nachmittag/Abend sein werden. Dadurch wird die Wahl der richtigen Stegseite erleichtert. Einigen mag es übertrieben erscheinen, sich vor dem Ablegen auf das Anlegen vorzubereiten. Mir und meinen Mitseglern hat es allerdings schon einige Male geholfen.

Google Maps Satellitenansicht des Hafens
Google Maps Satellitenansicht des Hafens (Quelle Google Maps)

7. Besprecht das Anlegemanöver vorher.

Als Skipper besprichst du das Anlegemanöver mit deiner Crew am besten, bevor ihr in den Hafen einfahrt. So vermeidet ihr hektisches Herumfahren und Kreise drehen im ohnehin schon engen Hafenbecken. Schaut euch die Windrichtung an und wählt einen Steg aus, an dem ihr gegen den Wind anlegen könnt. Teilt ein, wer wo steht und wofür verantwortlich ist. Legt fest, wer die Kommandos gibt. Besprecht vielleicht sogar einen Plan B, falls an eurem favorisierten Steg kein Platz mehr ist. Bestimme als Skipper, wenn möglich, ein Crewmitglied, das auf dem Vordeck steht und Ausschau nach einer freien und günstig gelegenen Box oder einem Steg mit ausreichend Platz hält. Hat er oder sie einen gefunden, gibt es eine klare Ansage, wo anzulegen ist. Die Person sorgt mit Erklärungen und Handzeichen dafür, dass jeder genau weiß, welcher Anlegeplatz angesteuert wird. All diese Vorüberlegungen und Planungen helfen dabei, sicher anzulegen und nicht zum Hafenkino zu werden.

8. Leinen und Fender frühzeitig klar machen, Bootshaken bereithalten.

Fender auf Kick of dem Anlegen
Fender „auf Kick“

Auch wenn es sich eigentlich von selbst versteht, soll es hier nochmal erwähnt werden. Die Leinen sind frühzeitig bereitzulegen und so vorzubereiten, dass sie beim Anlegen ihren Zweck erfüllen. Das bedeutet (in der Regel), sie an einer Klampe an Deck festzumachen und einen Palstek zum Überwerfen zu knüpfen. Die Fender sollten auch vorbereitet sein. Planst du, seitlich anzulegen, oder ist die Box besonders groß, können sie schon ausgelegt werden. Zumindest sollten sie aber „auf Kick“ liegen. Das heißt, sie so an die Deckseiten zu legen, dass sie in der Box schnell mit dem Fuß heruntergestoßen werden können. Lege außerdem den Bootshaken bereit. Es kann ja sein, dass er zum Einsatz kommen muss. Häufig ist dieser auf Deck mit Knoten fixiert. Sich bei einem schwierigen Anlegemanöver erst um das Lösen der Knoten zu kümmern, kostet wichtige Sekunden.

9. Nicht zu schnell, nicht zu langsam, aber beherzt durchgreifen.

Dass man im Hafen nicht zu schnell fahren und anlegen sollte, versteht sich eigentlich von selbst. Dabei gibt es regelmäßig böse Kratzer. Segelanfänger sollten sich immer darüber im Klaren sein, dass ein Boot kein Auto ist. Ein Boot hat schließlich keine Bremse und kann nicht innerhalb von ein paar Metern zum Stillstand gebracht werden. Doch auch zu langsam sollte man beim Anlegen nicht werden, vor allem bei stärkerem Wind. Dann passiert es gerne, dass das Boot steht und vom Wind in eine Richtung gedrückt wird, in die man sicher nicht möchte. Ich rate daher dem Rudergänger, beim Anlegemanöver das Selbstvertrauen nicht zu verlieren und beherzt durchzugreifen, wenn es notwendig ist. Im Zweifel auch mal aufstoppen, dann aber wieder zügig für einen Weg entscheiden. Und ganz wichtig: Die Gedenksekunde für das Getriebe nicht vergessen!

10. Bittet um Unterstützung vom Steg.

Negativbeispiel Anlegen auf den Steg springen
So nicht – lieber Leinen übergeben als auf den Steg springen

Jeder Bootsfahrer weiß, dass das Anlegemanöver eine schwierige Sache sein kann. Deshalb sind die meisten, vor allem erfahrenen Seebären auch immer gerne bereit, von Land aus zu unterstützen. Sie können beispielsweise die Leinen annehmen und das Boot so am Vertreiben hindern. Hab also keine Scheu, um Unterstützung beim Anlegen zu bitten. Suche Blickkontakt mit Personen an Land und frage freundlich, ob sie die Leinen annehmen können. Die Crew sollte während des Manövers, an Bord bleiben. Ein waghalsiger Sprung auf einen (vielleicht nassen) Steg führt zu einem unfreiwilligen Bad im Hafenbecken oder schlimmstenfalls zu Verletzungen. Gleiches gilt, wenn du selbst am Steg bist und siehst, dass ein Boot anlegen will. Frage aktiv, ob du die Leinen annehmen kannst. Die Meisten sind dankbar für Unterstützung, vor allem, wenn sie alleine oder nur zu zweit sind.

Tipp 11 für alle (Hafen-) Manöver

Der letzte Tipp gilt generell für alle Manöver auf einem Boot, also auch für Hafenmanöver:

Nicht umsonst gibt es die Redensart „Eine Hand für das Schiff, eine Hand für den Mann/die Frau.“ Bei allen Manövern ist stets als Erstes darauf zu achten, dass sich niemand verletzt oder unnötig gefährdet. Für An- und Ablegemanöver heißt das konkret:

  • Die gesamte Crew befindet sich während des Manövers an Bord. Weder wird vom Schiff auf den Steg gesprungen noch mit einem großen Schritt vom Steg auf das Boot gestiegen, wenn dies vermeidbar ist.
  • Wer auf Deck läuft, hält sich (zum Beispiel an den Wanten) fest. Bei starkem Wind oder Wellengang wird der Lifebelt getragen und an geeigneten Stellen eingepickt, bevor etwas anderes gemacht wird.
  • Kommt das eigene Boot einem anderen zu nahe, wird NICHT versucht, es mit der Hand oder dem Bein wegzudrücken. Hier kann es zu Quetschungen kommen, auch Finger wurden so schon verloren. Zum Abstand halten sind die Fender und notfalls der Bootshaken da.
  • Leinen werden nach dem Einholen aufgeschossen und verstaut. Sie bleiben nicht in Knäulen auf Deck liegen. Diese Stolperfallen können Leben kosten.

Hafenmanöver sind immer eine Herausforderung, aber Üben und Erfahrung helfen

Selbst ein alter Seebär kommt beim an- oder ablegen schonmal ins Schwitzen. In der Prüfung für einen Segelschein geschehen hier die meisten Fehler. Das Gelingen des Manövers hängt von einer guten Vorbereitung und Erfahrung ab. Daher solltest du jedes Einfahren in und Ausfahren aus einem Hafen als Möglichkeit sehen, zu üben. Das bringt dir nicht nur Selbstvertrauen, sondern lässt dich dein Boot besser kennen lernen. Jeder Segler weiß: Es gibt nichts Schöneres als ein gut gefahrenes Anlegemanöver.

Haben dir diese Tipps weitergeholfen? Hast du vielleicht noch Weitere, die du mit mir und der Community teilen möchtest? Dann schreibe gerne einen Kommentar.

Ahoi und bis bald.

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