Diese 7 Tipps helfen, die Seekrankheit zu besiegen
In diesem Beitrag soll es um ein Thema gehen, mit dem viele Segler regelmäßig in Kontakt kommen, ob nun direkt oder indirekt über andere Mitglieder der Crew – die Seekrankheit. Einige packt sie vor allem in den ersten Tagen. Anderen wird bei starkem Wind und kurzer steiler See übel. Seekrankheit kann, das wird bestimmt jeder bestätigen können, einen tollen Segeltag gründlich versauen. Man hat plötzlich keinen Blick mehr für die offene See. Das Pfeifen des Windes ist nur noch nervig. Die Augen sind starr auf den Horizont gerichtet und man wünscht sich, die Tortur wäre vorbei.
Ich selbst habe schon das ein oder andere Mal Übelkeit auf dem Segelboot verspürt. Ob wegen zu starkem Seegang oder weil ich mich nach langer Zeit an Land noch nicht an das Boot und seine Bewegungen gewöhnt hatte. Ab und zu mag auch ein zünftiges Vorabendgelage mit fettigem Essen und Alkohol der Grund dafür gewesen sein. Mit der Zeit lernt man aber, damit umzugehen. Man weiß, was einem am besten dagegen hilft. Daher habe ich sieben Tipps mitgebracht, die zumindest mir selbst helfen, mit Seekrankheit zu besiegen.
Wie kommt es zur Seekrankheit?
Erst einmal sei gesagt, dass mehr Menschen an Seekrankheit leiden, als man meint. Einige Quellen sprechen von 20 Prozent, andere geben an, dass drei von vier Menschen unter bestimmten Bedingungen seekrank werden. Ich kann das nur bestätigen. Von den Seglern, mit denen ich längere Touren gesegelt bin, wurde den meisten irgendwann übel. Selbst Skipper mit jahrzehntelanger Erfahrung sagten mir, dass es ihnen am ersten oder zweiten Tag auf See manchmal nicht gut geht.

In den ersten Tagen einer Seereise, genau das ist es. Hat man lange festen Boden unter den Füßen, muss sich der Körper erst an das Schaukeln des Bootes und das Auf und Ab der Wellen gewöhnen. Seekrankheit wird dadurch ausgelöst, dass der Körper widersprüchliche Sinneseindrücke wahrnimmt. Diese kann das Gehirn schlecht verarbeiten. Unsere Augen sehen das Boot als eine vermeintlich stabile Umgebung an, auf der wir mit unseren Füßen stehen und auf der wir herumlaufen können. Der Gleichgewichtssinn im Ohr hingegen nimmt die Bewegung des Schiffes wahr, die wir immer wieder versuchen durch Gewichtsverlagerung auszugleichen. Kein Wunder, dass dies den Kopf überfordert.
Auch wenn es keine Kur gegen die Seekrankheit gibt, legt sie sich bei vielen Betroffenen nach wenigen Tagen auf See. In den ersten Tagen auf einem Segelboot muss ich noch vorsorgen (dazu kommen wir später), danach ist der Seegang, solange er sich in verträglichen Maßen bewegt, kein Problem. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass nur ein Landtag zwischen zwei Segelreisen den Körper wieder „zurücksetzten“ kann.
„Seegang in verträglichem Maße“ ist das zweite Stichwort. Je mehr unsere Sinneswahrnehmung von dem Erwarteten abweicht, desto eher wird man seekrank. Dies geschieht, wenn man plötzlich bei Starkwind und gegen steile See ansegeln muss. Was bei relativ ruhigen Bedingungen kein Problem ist, löst auf einmal Übelkeit aus. Menschen, die anfällig für die Seekrankheit sind, haben auf einem Kreuzfahrtschiff oder einer großen Segelyacht nicht so zu kämpfen wie auf einem kleinen Segelboot von unter zehn Metern.
Was also hilft gegen die Übelkeit auf hoher See?
Wie kannst du der Seekrankheit vorbeugen?
Am liebsten hätten wir natürlich alle, dass es uns auf dem Wasser gut geht und wir uns erst gar nicht über ein schlechtes Gefühl im Magen, was zur Übelkeit anschwillt, Sorgen machen müssen. Präventionsmethoden gibt es so einige. Man kann dabei in Vorbeugung „ohne Hilfsmittel“ und Vorbeugung „mit Hilfsmitteln“ unterscheiden.
Vorbeugung ohne Hilfsmittel – Essen, Trinken, Schlafen
Wie oben beschrieben stehen dein Körper und dein Kopf auf dem Wasser vor der Herausforderung verschiedener Sinneseindrücke, die sie miteinander in Überschneidung bringen müssen. Das ist eine Mammutaufgabe und verlangt dir viel ab. Da hilft es schon, wenn man seinen Körper vor der eigentlichen Seereise nicht zu sehr belastet.
Das beginnt am Abend vor dem Ablegen. Ein letztes fettiges Abendessen, dass dir schwer im Magen liegt und mit dem der Körper noch am nächsten Morgen zu kämpfen hat? Keine gute Idee. Genauso wenig verbessert übermäßiger Alkoholkonsum am Vorabend deine Chancen auf das Ausbleiben von Seekrankheit. Der Körper ist am nächsten Tag noch damit beschäftigt, die Eskapaden der letzten Nacht zu bewältigen.

Auch am nächsten Morgen muss es vor dem in See stechen nicht unbedingt das English Breakfast mit Eiern, Speck und Würstchen sein. Besser ist dass unter Seglern allseits beliebte frische Brötchen vom Bäcker. Dazu etwas Obst und dein Magen wird es dir danken. Auf keinen Fall solltest du auf die Idee kommen, aus Angst vor Übelkeit das Essen am Morgen ganz ausfallen zu lassen. Das ist kontraproduktiv und erhöht sogar die Wahrscheinlichkeit, an Seekrankheit zu leiden. Ärzte und Seefahrer empfehlen daher, hab etwas Festes im Magen und verzichte eher auf Flüssigkeit.
Etwas Festes im Magen zu haben, das unterschreibe ich sofort. Die Flüssigkeit wegzulassen sehe ich hingegen zwiespältig. Es ist richtig, dass der Magen mit zu viel Flüssigkeit anfälliger für Übelkeit werden kann. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass man überhaupt nichts trinken sollte. Ganz im Gegenteil. Meiner Erfahrung nach, trinkt man währen des Segelns sowieso zu wenig Wasser. An Deck hat man immer etwas zu tun. Man steuert, hält nach anderen Schiffen Ausschau, trimmt Segel, ließt die Seekarte ab, achtet auf Kurs und Kompass, beobachtet die Wolkenbildung und macht Eintragungen im Logbuch. Da kommt es schnell vor, dass man nicht daran denkt, seinem Körper ausreichend Flüssigkeit zuzuführen. Ist dann noch gutes Wetter und die Sonne brennt auf das kleine Segelboot herunter, ist alles, von Kopfschmerzen bis hin zu einem Sonnenstich denkbar. Man muss also das Gleichgewicht finden zwischen begrenzter Flüssigkeitsaufnahme zur Vorbeugung von Seekrankheit und ausreichender Hydrierung des Körpers.
Neben ausgewogenem Essen ist ein guter Schlaf wichtig, um den Körper vor einer Seereise nicht unnötig zu stressen. Auch wenn du früh aus dem Hafen kommen willst, solltest du dir genügend Ruhe gönnen. Schlafentzug vermindert die Konzentrationsfähigkeit und kann so zu Fehlentscheidungen führen.
Vorbeugung mit Hilfsmitteln – Tabletten, Patches, Akupressur-Armband etc.
Mittelchen, die einem vor Seekrankheit bewahren sollen, gibt es in allen Formen und Farben. Ob und wie sie helfen, das hängt von einem selbst ab. Jeder reagiert anders auf die Hilfsangebote aus der Apotheke oder dem Hafenkiosk. Ich will an dieser Stelle auch keine Gesundheitsberatung machen. Dafür bin ich nicht qualifiziert. Dein Arzt oder deine Ärztin können dir sicher besser sagen, was hilft und worauf du achten musst.

Mir selbst helfen Reisetabletten sehr gut. Allerdings gibt es dafür eine klare Bedingung: Ich muss die Tablette rechtzeitig einnehmen. Hier decken sich die Berichte vieler Segler. Reisetabletten sollen mehrere Stunden vor der Reise eingenommen werden, um ihre Wirksamkeit entfalten zu können. Einige nehmen sie schon am Abend vor der Abreise. Was nämlich nicht hilft, ist die Tabletten einzuwerfen, wenn einem schon übel ist. Hier hatte ich 2023 eine besonders schlechte Erfahrung. Wer schon einmal seekrank auf einem Segelboot war und sich übergeben musste weiß, dass man sich besser fühlt, wenn erst einmal „alles raus ist“.
Ich kam damals auf die grandiose Idee, die Reisetablette, deren Einnahme ich beim Frühstück im Hafen vergessen hatte, einzunehmen, als sich auf dem Wasser die Übelkeit schon bemerkbar machte. Das führte zu mehreren Stunden mit dem Gefühl, sich übergeben zu müssen, es aber nicht zu können. Andauernde Übelkeit, das schlimmste Gefühl überhaupt. Daher gilt, wie bei anderen Hilfsmitteln: „they prevent, they Don’t cure“ – sie beugen vor, sie heilen nicht. Ein Wort noch zu den Nebenwirkungen. Reisetabletten können, schläfrig machen. Sei dir dessen bewusst, bevor du sie beispielsweise bei einem Solotrip einnimmst. Generell solltest du bei allen Hilfsmitteln gegen Seekrankheit auf die Nebenwirkungen achten und ggf. einen Arzt konsultieren.
Tipp Nr. 1
Prevent, don’t cure – Hilfsmittel gegen Seekrankheit helfen nur, wenn sie VOR der Reise angewendet bzw. eingenommen werden. Ist dir erstmal übel, ist es meist zu spät.
Eine weitere verbreitete Methode, Reise- und Seekrankheit vorzubeugen, sind Reisepflaster, die man sich hinter das Ohr klebt. Auch diese müssen mehrere Stunden vor der Reise angeklebt werden und nicht erst, wenn es schon zu spät ist. Ich habe solche Pflaster nie ausprobiert, kann also nicht viel zu ihnen sagen. Allerdings ist bekannt, dass es auch hier zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Trockenheit im Mund kommen kann. Außerdem scheinen die Patches verschreibungspflichtig und erst für Kinder ab 10 Jahren geeignet zu sein.

Ein natürliches Hilfsmittel gegen die Seekrankheit ist Ingwer. Viele Segler schwören auf die vorbeugende Wirkung, sei es nun als Bonbon, als Kaugummi oder einfach, indem man auf einem Stück frischem Ingwer kaut. Es wird empfohlen, mit der Einnahme schon mehrere Tage vor der Reise zu beginnen. Die enthaltenen ätherischen Öle und Scharfstoffe sollen die Rezeptoren von Serotonin blockieren. Serotonin wiederum ruft Seekrankheit und Übelkeit hervor. Es gibt aber auch Stimmen, die darauf Hinweisen, dass diese Wirkung wissenschaftlich noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen wurde. So oder so. Ich denke, vor der Seereise einen Ingwer-Tee zu trinken oder ein Bonbon zu lutschen, kann nicht schaden.
Akupressur-Armbänder sieht man in den letzten Jahren immer häufiger, egal ob auf See oder am Flughafen. An diesen Armbändern aus elastischem Stoff ist eine Plastiknoppe angebracht. Diese Noppe wird an die Innenseite des Handgelenkes gelegt und übt dort einen leichten Druck aus. An der Stelle liegt der Akupressur-Punkt P6, auch Nei-Kuan genannt. Das Ganze geht auf traditionelle chinesische Medizin zurück. In klinischen Studien soll die Wirksamkeit zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen schon nachgewiesen worden sein. Also warum nicht. Probieren kann man es ja.
Es zu probieren ist hier generell der richtige Weg. Bei dem Einen helfen die Armbänder, ein Anderer kommt gut mit Ingwer-Bonbons zurecht.
Tipp Nr. 2
Probiere die vorbeugenden Mittel gegen Seekrankheit aus. Nur so findest du, was dir am besten hilft. Konsultiere aber vorher einen Arzt, vor allem bei pharmazeutischen Mitteln wie Tabletten oder Patches.
Was kannst du tun, wenn dir schon übel ist?
Egal, ob die Hilfsmittel aus dem letzten Abschnitt nicht geholfen haben oder du vergessen hast, sie zu nehmen. Wenn du die Übelkeit erst einmal spürst, gibt es an Bord eines Segelbootes Dinge, die du tun kannst und die dir helfen. Es gibt aber auch etwas, dass du tun must – kommunizieren.
Sage klar und deutlich, wenn dir übel ist.
Wie ganz oben schon beschrieben ist Seekrankheit viel verbreiteter, als man denkt. Menschen, die regelmäßig auf dem Wasser unterwegs sind, wissen das. Für sie ist es nichts Neues, wenn sich eines der Crewmitglieder übergeben muss. Es ist auch nicht schlimm. Zu einem Problem wird es nur dann, wenn das Crewmitglied seinen möglichen Ausfall vorher nicht ankündigt und plötzlich die ihm zugewiesene Aufgabe nicht mehr ausführt.
Man sollte daher immer frühzeitig Bescheidgeben, wenn man sich nicht gut fühlt. Das schützt dich selbst. Es gibt der Crew und dem Kapitän aber auch genügend Zeit zu reagieren, sich zu organisieren und deinen Ausfall abfangen zu können. So werden beispielsweise die Rollen getauscht. Das Steuer wird von jemand anderem übernommen, während die Person, der es nicht gut geht, Ausschau hält. Es ist keine Schande, die Verantwortung in andere Hände zu legen, bis es einem besser geht. Das Schlechteste, was passieren kann, ist, dass du deine Übelkeit verheimlichst und sie dich später in einem kritischen Moment dazu zwingt, eine wichtige Aufgabe zu vernachlässigen.
Umgekehrt gilt es für den Skipper, solche Hinweise ernst zu nehmen und sich zu überlegen, was zu tun ist, wenn eine oder mehrere Mitglieder der Crew über der Reling hängen. Eine Möglichkeit, wie in einem solchen Fall direkt gehandelt werden kann, findest du im nächsten Tipp.
Passe deinen Kurs an
Bevor jetzt jemand empört aufschreit: Ja, mir ist bewusst, dass es nicht immer möglich und vielleicht auch nicht in jedem Fall sinnvoll ist, den Kurs des Segelboots zu ändern, nur weil einem Crewmitglied übel ist. Falls man es aber nicht eilig hat und man sich im freien Wasser befindet, kann man durchaus über einen Kurswechsel nachdenken. Oft tritt Seekrankheit bei hohen, kurzen Wellen auf. Das ist meist der Fall, wenn man am Wind oder auf einem Halbwindkurs segelt. Dann schlägt jede Welle von schräg vorn oder seitlich gegen das Boot und es wird unruhig. Das verursacht oder verschlimmert die Übelkeit.
Geht man hingegen auf einem Vorwindkurs, gleitet das Segelboot mit den Wellen. Es befindet sich so länger in jedem einzelnen Wellental und Wellenkamm. Das führt dazu, dass es einem so vorkommt, als würde man ruhiger segeln. Mit den Wellen statt gegen sie.
Frische Luft, oben an Deck
Mich selbst packt die Seekrankheit vor allem dann, wenn ich unter Deck bin. Mache ich mir und der Crew beispielsweise etwas zu Essen oder lese in der Kajüte die Karte ab, während das Boot über die Wellen springt, kann mich die Übelkeit schonmal packen. In dem Fall empfehle ich, die Arbeit unter Deck einzustellen und ins Cockpit zu gehen.
Oft hilft schon etwas frische Luft um die Nase und der Blick auf den Horizont, um das flaue Gefühl im Magen zu lindern. Bevor du deine Aufgabe unter Deck allerdings links liegen lässt, solltest du das mit dem Skipper und der Crew abstimmen. Meist wird die Arbeit dann von jemand anderem übernommen oder aufgeschoben.
Gleiches gilt, wenn der Skipper dich anweist, unter Deck zu gehen. Fühlst du dich nicht wohl, sag es. Auf meinem SKS-Übungstörn in der dänischen Südsee hatte ich eine solche Situation. Nach und nach wollte der Skipper alle Segelanfänger in die Funktionsweise und Einstellungen des Funkgerätes einweisen. Dieses war allerdings unter Deck befestigt. Als der Skipper mich aufforderte, schon einmal unter Deck zu gehen, sagte ich ihm, dass wir das auf später verschieben müssten. Er verstand, was ich meinte und wir verschoben die Lehrstunde zum Funkgerät. Schließlich hatten wir eine ganze Woche Zeit.
Im Gegensatz zum üblichen Verhalten, sich beim Segeln auf die Luv-Seite des Bootes zu setzen, um die Krängung auszugleichen, wird empfohlen, bei Übelkeit auf der Lee-Seite Platz zu nehmen. Außerdem soll man nach vorne auf den Horizont schauen, nicht nach hinten heraus. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Wenn es mir schlecht geht, verwende ich die Wand der Kabine gerne als Rückenlehne.

Manchmal höre ich auch, dass es das Beste sei, einem Seekranken eine Aufgabe an Bord zu geben. Dies soll ihn von der Übelkeit ablenken. So kann man die Person beispielsweise absichtlich mit dem Steuern des Segelbootes beauftragen. Das ist nach meiner eigenen Erfahrung allerdings nur teilweise richtig. Wenn ich an der Pinne sitze und mich auf Kurs und Kompass konzentriere, habe ich das Gefühl, nicht oder zumindest nicht so schnell seekrank zu werden. Das könnte damit zusammenhängen, dass das Gehirn eine Aufgabe hat und nicht versucht, die gegensätzlichen Sinneseindrücke zu verarbeiten.
Hat mich die Seekrankheit allerdings schon gepackt, hilft es nicht, mir auch noch eine herausfordernde Aufgabe zu geben. In dem Fall bin ich schon mit mir selbst beschäftigt und habe damit genug zu tun. Dann gebe ich die Aufgaben, die Konzentration erfordern, lieber an ein Crewmitglied ab, dass sich wohl fühlt.
Kein Zurück mehr, alles muss raus.
Wenn es so weit ist und man sein Frühstück den Fischen zur Verfügung stellen muss, dann ist das so. Wie schon geschrieben, fühlt man sich danach oft besser und der Körper kann sich erholen. Trotzdem sollte man das ein oder andere beachten.
Immer nach Lee

Das Erste, was man vor einer längeren Seereise vom Skipper hört, ist, dass nach Lee gespuckt wird. Die Seemannssprache (zum Beitrag) hat dafür mehrere Merksätze. „Spuckst in Luv, kriegst es druff, spuckst in Lee, fällt‘s in die See“ oder etwas derber „Tut der Jung nach Luv hin kotzen, fängt der Skipper an zu motzen.“
Damit soll eines ganz klargestellt werden. Wenn man sich an Deck übergibt, sollte man dabei den Kopf auf die vom Wind abgewandte Seite des Bootes halten. Die Männer unter den Lesern wissen, dass man auch nicht gegen den Wind pinkelt. Meine Damen: Entschuldigen sie meine Ausdrucksweise. Aber Fakt ist, dass sich Erbrochenes im Cockpit nicht gut macht. Da die seekranke Person sich nach dem Übergeben meistens noch erholen muss, ist es an einem anderen Crewmitglied, die Spuren zu beseitigen. Das wollen wir doch niemandem zumuten. Also Kopf nach Lee über die Reling, gut festhalten bzw. bei schwerer See den Lifebelt einpicken und dann raus damit.
Unter Deck wird natürlich die Pütz oder eine Spucktüte verwendet. Mir kann keiner erzählen, dass die Übelkeit so plötzlich kam, dass man keine Zeit hatte, sich entsprechende Behältnisse zu besorgen. In dem Fall hat man sich vermutlich die ganze Zeit vorgemacht, dass man die Übelkeit schon noch überwinden würde. Schlechte Idee, eine riesen Sauerei und im Nachhinein viel unangenehme Arbeit für die Crew.
Frische Luft, oben an Deck
Nein, die Überschrift dieses Abschnitts ist kein Kopierfehler. Auch wenn einem schon übel ist und man sich übergeben musste, ist frische Luft und ein klarer Blick auf den Horizont das Beste, was man machen kann. Verschwinde auf keinen Fall wieder unter Deck. Lege dich auf eine der Bänke im Cockpit, schließe wenn nötig die Augen, atme die frische Luft ein. Wenn dir kalt ist (ich bekomme immer etwas Schüttelfrost), lass dir eine Decke oder eine Jacke geben.
Denke dabei aber auch an die anderen Segelnden. Lege dich dort hin, wo du dem Steuermann nicht im Weg bist und wo du niemandem die Sicht verdeckst. Das Schiff segelt natürlich weiter und muss sicher geführt werden. Geht es mehreren Mitgliedern der Crew schlecht, sollte derjenige das Steuer übernehmen, der sich noch am besten fühlt. Überlegt euch in dem Fall auch, ob ihr für kurze Zeit in den Beilieger geht und euch treiben lasst. Wie der Beilieger funktioniert, kannst du in meinem Beitrag dazu nachlesen (zum Beitrag).
Tipp Nr. 3
Frische Luft und ein freier Blick sind generell gut gegen Übelkeit.
Augen zu und durch – und keine Scham!
Die Tipps in diesem Beitrag werden dir und deinen Mitseglern hoffentlich helfen, mit der Seekrankheit umzugehen. Seekrank zu sein und sich auf einem Segeltörn übergeben zu müssen ist weder peinlich noch eine Schande. Es trifft die meisten und jeder, der das einmal mitgemacht hat, wird dir keine Vorwürfe machen.
Was sind deine Erfahrungen mit Übelkeit auf hoher See? Was hilft dir dagegen? Schreib es gerne in die Kommentare. Lass uns von deinem Wissen lernen, auf dass wir alle viele angenehme Stunden auf dem Wasser verbringen, frei von Seekrankheit und mit einem Lächeln im Gesicht.
Ahoi und bis bald.