Törnbericht Mecklenburger Bucht Teil 2 – Ostsee 2024
Willkommen zurück zum zweiten Teil des Törnberichtes meiner Ostseereise 2024. Falls du Teil eins noch nicht gelesen hast, kannst du ihn hier (zum Beitrag) finden. Im ersten Bericht haben wir drei Segler unsere gecharterte Etap 28i in Burgtiefe in Empfang genommen. Nach einem Abstecher zum Hafen Orth auf Fehmarn sind wir in die Mecklenburger Bucht eingesegelt. Anschließend machten wir in Grömitz und in Niendorf Halt. Dabei kam es beim Anlegen in Niendorf zu einigen Problemen. Später allerdings verbrachten wir dort einen schönen Hafentag.
Der erste Bericht schloss damit, dass wir am Dienstag, den 10. September entschieden, am nächsten Morgen weiter nach Boltenhagen zu segeln. Boltenhagen kannte ich aus meiner Kindheit. Ostseeurlaub mit der Familie war damals fast jedes Jahr obligatorisch. Da war dieses Ostseebad natürlich auch dabei. Ich freute mich, nach langem mal wieder dort zu sein.
Mittwoch: Herausforderung bei der Überfahrt in den Luxushafen Boltenhagen
Die Überfahrt von Niendorf nach Boltenhagen verhieß schon bei der Abfahrt interessant zu werden. Der Wind wehte mit drei bis vier Beaufort. Am Zielhafen sollten es am Nachmittag bis zu fünf Bft werden. Wir sprachen die Handgriffe zum Reffen vor der Fahrt noch einmal durch. Dann tuckerten wir unter Motor aus dem Hafenbecken von Niendorf heraus.
Zu Beginn war es noch eine angenehme und schnelle Fahrt. Wir machten ordentlich Strecke gut und stellten mit der Etap immer wieder neue Geschwindigkeitsrekorde für die Tour auf. Als wir ungefähr die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, wurde es immer kabbeliger. Mehr und mehr Böen fuhren uns in die Segel. Wir beschlossen, das erste Reff ins Großsegel zu machen. Damit verringerten wir die Segelfläche und nahmen Druck aus den Segeln. Eine Weile ging es so auch gut weiter. Je näher wir allerdings Boltenhagen kamen, desto ungemütlicher wurde es. Schließlich waren wir dankbar über jede kleine Windabdeckung durch das Land.
Nun muss man wissen, dass der Hafen Boltenhagen südöstlich der Stadt am Eingang der Bucht „Wohlenberger Wiek“ liegt. Vor dieser Bucht befinden sich zahlreiche Untiefen, in denen die Wassertiefe teilweise weniger als einen Meter beträgt. Noch dazu ist der Meeresboden von großen Steinen gespickt. Es ist daher nicht möglich, einfach immer an der Küste entlang bis zur Hafeneinfahrt zu fahren. Man muss mit seinem Boot einen großen Bogen segeln. Das hieß für uns, raus aus der schützenden Landabdeckung.

Ich entschied mich bald dafür, auch das zweite Reff einzulegen. Uns dreien an Bord ging es nicht mehr gut. Der Wind und das ständige Gegenankämpfen hatten uns zugesetzt. Wir wollten in den sicheren Hafen. Als es mit dem Steuern trotz zweitem Reff und kleinem Vorsegel immer schwieriger wurde, Kurs zu halten, zog ich die Reißleine. Etwa 2,5 Seemeilen vor dem Hafen nahmen wir den Motor zu Hilfe. Es war die richtige Entscheidung, für die Crew, die mit Seekrankheit kämpfte, und auch für mich, der sich Sorgen machte. Mit der Kraft des Innenborder arbeiteten wir uns durch die Wellen, direkt gegen den Wind und auf schnellstem Wege in den Hafen hinein. Die Einfahrt war mit Wind und Welle ebenfalls eine Herausforderung.
Ausgelaugt schafften wir es in das schützende Hafenbecken und legten uns, ohne groß darüber nachzudenken, längs an den erstbesten Steg. Dort festgemacht mussten wir erst einmal verschnaufen. Auch andere Schiffe schienen bei der Einfahrt in den Hafen nicht ohne Probleme auszukommen. Wir redeten nicht viel, sahen nur auf das Meer zu und waren froh, in Boltenhagen angekommen zu sein.
Nach dieser Pause machten wir uns gemeinsam auf dem Weg zum Hafenmeister. Der Hafen selbst, das muss man sagen, ist reiner Luxus. Die sanitären Einrichtungen sind auf dem neusten Stand, alles funktioniert einwandfrei und man hatte immer nette Ansprechpartner im Hafenmeisterbüro. Das ist eine ganz andere Klasse von Hafen. So etwas waren wir nicht gewohnt. Natürlich kostet das Ganze auch eine entsprechende Liegegebühr. Da dies aber unser letzter Abend vor der Rückfahrt nach Fehmarn war, machte uns das nichts aus. Wir genossen die warme Dusche und ließen uns das Essen in der Kabine der Summer Sun schmecken. Es gab Bratkartoffeln mit Fleischkäse. Ein deftiges Essen, genau das Richtige nach einem anstrengenden Tag.
Donnerstag: (K)ein großer Schlag zurück nach Fehmarn
Am Donnerstag stand uns dann der Weg quer durch die Mecklenburger Bucht von Boltenhagen nach Fehmarn bevor. Dies würde unsere längste Strecke der Reise werden. Wir würden ordentlich Meilen unter Segel machen. Der Wind hatte über Nacht etwas nachgelassen. Allerdings hatte er auch gedreht und kam jetzt von Norden. Um in Burgtiefe anzukommen mussten wir also hart am Wind segeln, irgendwann sogar kreuzen. So segelten wir die 25 Seemeilen nur mit drei Knoten. Wir wechselten uns an der Pinne ab und behielten die Container- und Kreuzfahrtschiffe im Auge, die von Lübeck kommend heraus auf die Ostsee steuerten. Gegen 16 Uhr kamen wir dann in Burgtiefe an.
Wir beschlossen, für unser Abschlussessen in den Ort hineinzufahren. Nachdem wir also Klarschiff gemacht hatten, stiegen wir ins Auto. Auf der „Touristenmeile“ des Ortes hatten wir erst einige Probleme, ein Restaurant mit Platz für uns drei zu finden. Schließlich landeten wir in der „Kajüte“. Was soll ich sagen? Ein krönender kulinarischer Abschluss der Reise. Wir waren begeistert. Am Abend packten wir den Großteil unserer Sachen zusammen und schafften sie ins Auto. Dann ließen wir den Tag unter Deck ausklingen, und vernichteten die letzten Reste der alkoholischen Getränke.
Zum Schluss gab es für die beiden Mitsegler noch eine kleine Überraschung. Ich hatte ihnen Seglerbücher vom deutschen Segler-Verband besorgt. Dort hatte ich schon still und heimlich unsere erste Tour und die zurückgelegten Seemeilen eingetragen. Jetzt können beide fleißig weiter Meilen sammeln.
Freitag: Letzte Schwierigkeiten beim Tanken und zurück in die Heimat
Am nächsten Morgen wollten wir vor der Bootsübergabe noch tanken. Der Wind hatte zugenommen aber wir vertrauten auf unseren Motor. Das sollte allerdings die letzte kleine Herausforderung der Reise werden. An der Tankstelle anzulegen war kein Problem. Davon wegzukommen schon. Der Wind drückte uns mit Kraft genau gegen die Hafenmauer. Von der kamen wir nur unter Mühe wieder weg. Zuerst wollte das Eindampfen partout nicht klappen. Frustrierend, so einen Ärger auf den letzten Metern zu haben. Irgendwann gelang es uns dann doch, der Mauer zu entkommen, und wir fuhren zurück in die Box.
Wenig später gaben wir das Boot wieder an Jejumi zurück. Wie gehabt, ohne Probleme. Wir hatten darum gebeten, möglichst früh abgeben zu können. Unser Zug in Lübeck würde nicht auf uns warten. Alles funktionierte und so saßen wir wenig später im ICE und waren glücklich über eine weitere tolle Segelreise.
Die Abrechnung
Mein zweiter Segeltörn als Skipper liegt jetzt also hinter mir. Was habe ich daraus mitgenommen? Zum einen, dass es zu dritt auf einem Segelboot gut funktioniert. Man kann die Aufgaben auf dem Boot verteilen, muss sich beim An- und Ablegen nur auf die eigene Tätigkeit kümmern und hat immer ein Backup, falls die Seekrankheit doch einmal zuschlägt. Ich habe außerdem gelernt, dass Dinge schief gehen können und dass dies zwar ärgerlich aber selten ein Weltuntergang ist.

Wir haben auf unserem Törn in der Mecklenburger Bucht ungefähr 75 Seemeilen zurückgelegt. Einige meinen sicher, das sei nicht viel. Das stimmt wahrscheinlich. Doch wir hatten uns auch nicht vorgenommen, so viele Meilen wie möglich zu sammeln und Tag ein Tag aus auf dem Boot zu verbringen. Meine Freundin hat während der Reise darauf gedrungen, auch mal aus den Häfen heraus zu kommen und die Orte zu erkunden, die wir anlaufen. Das ist auch Teil des Segelns. Segeln erstreckt sich eben nicht nur auf die Reise auf dem Wasser. Es ist das Gesamterlebnis, was einen Törn so schön macht.
Wie versprochen will ich zum Schluss noch die Kosten der Reise umreißen. Nicht aufgenommen habe ich den Proviant, da dieser für jeden Einzelnen unterschiedlich ist, je nach Vorlieben. So haben wir auch ab und zu in einem Restaurant am Hafen gegessen.
Kostenaufstellung:
Bootcharter Summer Sun (Messe-Rabatt bei Jejumi) | 815,00 Euro | |
Versicherung | 100,00 Euro | |
Bahn-Reise (pro Person) | 120,00 Euro | |
Liegeplatzgebühr | ||
Orth (Strom nach Verbrauch) | 23,50 Euro | |
Grömitz | 20,00 Euro | |
Niendorf (pro Tage) | 20,00 Euro | |
Boltenhagen | 30,00 Euro |
Den Vergleich zwischen dem Chartern eines Segelbootes und z.B. dem Aufenthalt im Hotel möchte ich an dieser Stelle nicht ziehen. Hier gibt es so viele Einflussfaktoren auf den Preis, dass sich eine ordentliche Gegenüberstellung als schwierig erweisen würde. Daher belasse ich es dabei, mich an den Ostsee-Törn 2024 zu erinnern, an das Meer, die Wellen, den Wind und unsere Etap, die uns in dieser Woche Heim, Unterschlupf und Transportmittel war.
Ahoi und bis bald.
Links
Jejumi Wassersportschule & Charter (http://www.jejumi.de/)