Titelbild Ostsee 2024 Teil 1

Törnbericht Mecklenburger Bucht Teil 1 – Ostsee 2024

Heute gebe ich einen, zugegebenermaßen etwas verspäteten Bericht über den 2024er Chartertörn. Die Planung und die Überlegungen zu der Reise kannst du in dem Beitrag „Charterplanung 2024 – Wo geht es hin und mit welchem Boot?“ (zum Beitrag) nachlesen. Wie die Fahrt nun aber wirklich ablief, wird in den nächsten Abschnitten erzählt. 

Ich habe mich entschieden, den Bericht aufgrund der Länge in zwei Beiträge aufzuteilen. Der erste Teil beinhaltet die Anreise sowie die ersten vier Tage auf See. Die letzten zwei Tage sowie das Fazit inklusive Kostenaufstellung findest du dann im zweiten Teil.

Doch erst einmal die Grunddaten. Der Törn fand vom 7. bis zum 12. September 2024 statt und startete, wie schon im Jahr zuvor, auf der Insel Fehmarn. Ich hatte wieder ein Boot des Vercharterers Jejumi gechartert, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht hatte. Da ich auf dieser Reise aber zwei Mitsegler (Segelfreund Robert und meine Freundin) hatte, fiel die Entscheidung auf ein etwas größeres Boot, eine Etap 28i. Wohin genau die Fahrt gehen würde, war noch offen. Fehmarn ist allerdings ein guter Ausgangspunkt für Touren in fast alle Himmelsrichtungen. Es kommt also, wie so oft, auf das Wetter an.

Viel Spaß bei diesem Bericht.

Freitag: Die Anreise

Segeltörn 2024 - Ich bin bereit
Segeltörn 2024 – Ich bin bereit

Beginnen wir ganz am Anfang. Jejumi hatte in der Saison 2024 die Übergabezeiten für Charterboote angepasst. Wir würden die Etap daher schon um 10:00 Uhr bekommen. Für Segler, die nahe der Küste wohnen, ist das optimal. So kann man morgens zu Hause losfahren, das Boot übernehmen und direkt segeln, ohne einen Segeltag zu verlieren. Wir allerdings haben einen weiten Weg bis zur Ostsee. Noch dazu planten wir, mit dem Zug zu fahren. Das macht die Ankunftszeit unflexibel. Da war nichts zu machen, wir entschieden uns, am Vortag anzureisen.

Segelfreund Robert holte uns am 6. September am Lübecker Hauptbahnhof ab und gemeinsam fuhren wir zu einer Ferienwohnung nahe der Brücke nach Fehmarn. Den Nachmittag nutzten wir für eine Tour zum örtlichen Supermarkt, um unseren Proviant zu besorgen. Der Vorteil: Die Preise sind etwas geringer als bei den Einkaufsmöglichkeiten auf der Insel selbst.

Samstag: Burgtiefe nach Orth – Bootsübernahme und los geht‘s

Summer Sun Etap 28i
Summer Sun Etap 28i

Am nächsten Morgen ging es dann mit vollem Auto frühzeitig los in Richtung Hafen Burgtiefe auf Fehmarn, wo das Segelboot lag. An welchem Steg wir danach suchen mussten, wussten wir schon vom letzten Jahr. Und da war sie, die „Summer Sun“. Unsere Heimat für die kommende Woche war 8,8 Meter lang, 3,15 Meter breit und mit Baujahr 1991 noch recht jung. Wunderbar geringe 1,15 Meter Tiefgang befreiten uns von der Sorge vor zu flachen Liegeplätzen. Warum ich das erwähne? Schau mal im zweiten Teil des Törnberichtes aus 2023 (zum Beitrag) nach.

Die Einrichtung der Etap ließ keine Wünsche offen. Sogar ein kleiner Ofen war vorhanden – absoluter Luxus. Auch die Übergabe lief, wie gewohnt, ohne Probleme. Man kennt sich eben. Die Checkliste wurde durchgegangen, Fragen wurden beantwortet und das Protokoll unterschrieben. Die Kaution wurde ebenfalls hinterlegt und schon war alles bereit für die Abfahrt.

Nach einem kleinen Mittagessen am Strand von Burgtiefe sind wir zu dritt in See gestochen. Wir hatten uns für diesen halben Segeltag nicht viel vorgenommen, waren aber trotzdem froh, noch ein paar Meilen abreißen zu können. Nach der Umrundung der Mole setzten wir Kurs gen Westen in Richtung einer alten Bekannten, der Fehmarnsundbrücke. Diese unterfuhren wir ohne Probleme. Anschließend bogen wir bei „Fehmarnsund 2 Westseite“ nach Norden in Richtung Hafen Orth ab. Dort wollten wir die erste Nacht verbringen. Robert und ich kannten Orth schon vom letzten Jahr. An diesem Abend wollten wir uns dann endgültig für das Segelrevier dieses Törns entscheiden.

Festmacherleinen zu kurz

Im Hafen angekommen begingen wir den ersten (aber nicht den letzten) Fehler der Reise. Wir liefen in die erstbeste Box ein. Der war viel zu lang für unsere „Summer Sun“. Dieser Liegeplatz stellte uns, selbst unter Zuhilfenahme der längsten Festmacherleinen an Bord vor gewisse Herausforderungen. Wir bedienten uns dem Trick, zwei Festmacher miteinander zu verbinden, um sie zu Verlängern. Ich weiß, keine optimale Lösung. Wir waren aber zuversichtlich, dass diese zumindest für eine Nacht, welche ruhige See und wenig Wind versprach, halten sollte.

Tipp Nr. 1

Die Länge der Box sollte immer zum Boot passen. Außerdem ist es wichtig, vor Antritt der Fahrt zu überprüfen, ob man ein paar extralange Festmacherleinen dabei hat.

Der Hafen selbst hat uns in diesem Jahr nicht hundertprozentig überzeugt. Das Aufladen der Chipkarte für Strom und den Zugang zu den sanitären Einrichtungen ist meiner Meinung nach sehr umständlich. Dazu kam, dass wir die Karte wegen eines Systemfehlers am nächsten Morgen am Automaten nicht zurückgeben konnten. Da wir aber nicht auf den Hafenmeister warten wollten, mussten wir die Karte wohl oder übel mitnehmen. Schließlich hatte sie Pfand gekostet und das Restguthaben sollte auch nicht verloren gehen.

Die Bäder und Toiletten selbst waren ebenfalls nicht auf dem neusten Stand. Da würden die Crew und ich in den nächsten Tagen ganz andere Standards erleben. Am Abend gönnten wir uns, wie schon 2023, ein Essen im griechischen Restaurant „Taverne Syrtaki“ am Hafen. Über dieses konnten wir uns zumindest nicht beschweren. 

Zurück in der Koje nahmen wir uns die Wetter- und Windvorhersagen vor. Zur Auswahl für die nächste Woche standen Dänemark, die Kieler oder die Mecklenburger Bucht. Der Hinweg in den ersten Tagen wäre bei allen drei Alternativen gut machbar gewesen. Der Wind stand gut und versprach eine angenehme Reisegeschwindigkeit. Für den Rückweg allerdings sahen die Wettervorhersagen für die West-Ost-Route schlechter aus. So entschieden wir gemeinschaftlich, in Richtung Mecklenburger Bucht zu segeln.

Am nächsten Morgen ging es früh ohne Probleme (ausgenommen der Fehler im Kartenautomaten) los. Raus aus dem Hafen, durch die Brücke und auf nach Süden, war unser Plan.

Sonntag: Orth nach Grömitz – schöner Hafen aber mit Abstrichen

Von Orth wollten wir am zweiten Tag unserer Reise nach Grömitz segeln. Ein bewölkter Himmel und Ostwind waren vorhergesagt. Richtung Süden würden wir also einen schönen Halbwindkurs haben. Vor der Fehmarnsundbrücke war um diese frühe Uhrzeit schon gut Verkehr. Im Vorjahr hatte uns bei dem Versuch, unter der Brücke hindurchzusegeln, plötzlich die Windabdeckung erwischt. Ohne Wind in den Segeln trieb uns die Strömung damals gefährlich nahe in Richtung der Brückenpfeiler. Diesen Schreck hatten wir nicht vergessen und warfen daher vor der Brücke den Motor an. Nach der Durchfahrt setzten wir Südkurs auf 185 Grad, später auf 240 Grad. Für die Strecke nach Grömitz ließen wir uns Zeit und genossen die Stunden auf dem Wasser. Der Wind hielt, was er versprach.

Im Hafen Grömitz legten wir uns an einen der südlicheren Stege. Der nette Segler vom Nachbarboot wies uns auf eine freie Box hin und unterstützte beim Annehmen der Leinen. Der Hafen gefiel uns besser als Orth. Nach einem Rundgang machten wir es uns auf unserem Boot gemütlich, genossen die letzten Sonnenstrahlen und weihten die Pantry ein. Zum Abendessen wurden Nudeln mit Tomatensoße und Käse gereicht. Bei so schönem Wetter aßen wir im Cockpit. 

Die Besitzer der Boot um uns herum schienen in Grömitz ihren festen Liegeplatz zu haben. Man kannte sich untereinander gut. Dem ein oder anderen unfreiwillig mitgehörten Satz konnten wir entnehmen, dass sie von Gastliegern nicht so begeistert sind. Dass wir einem Petroleumkocher benutzten, den man beim Kochen eben manchmal riecht, schien das Pärchen auf unserer Backbordseite ebenfalls zu stören. Darüber beschwerten sie sich allerdings nicht bei uns, sondern bei dem Boot auf ihrer anderen Seite. Schade. Uns gefiel es in dem Hafen und die Infrastruktur ließ keine Wünsche offen. Wir fühlten uns an diesem Abend allerdings nicht sehr erwünscht.

Montag: Grömitz nach Niendorf – vermasseltes Anlegemanöver

In Niendorf, unserem Zielhafen für den nächsten Tag, meldete ich uns schon vor dem Ablegen in Grömitz beim Hafenmeister an. Von ihm bekam ich gleich eine Stellplatznummer zugewiesen. Da wir zuvor noch nie in Niendorf waren, wussten wir nicht, dass der Hafen eigentlich aus drei Häfen besteht. Das würde später noch wichtig werden. Die Überfahrt verlief gut. Es waren ja nur 10 Seemeilen, für die wir etwa drei Stunden brauchten. Die Einfahrt in den Hafen klappte, auch wenn das Zusteuern auf den Strand und anschließende Einlenken in das Fahrwasser etwas ungewöhnlich für uns war.

Im Hafen selbst taten wir uns schwer, unseren Liegeplatz zu finden. Wir hatten nur eine Nummer. Also fuhr ich an dem (wie sich später herausstellte) Yachthafen zu unserer Linken und dem Hafen der Evers Werft zu unserer Rechten vorbei, hinein in das große hintere Becken des Kommunalhafens. Dort stellten wir schnell fest, dass wir unsere Liegeplatznummer da nicht finden würden. Ich drehte also um. Auf dem Rückweg durch das Hafenbecken machte ich der einfahrenden Fähre so gut wie möglich Platz.

Schon etwas hektisch bog ich dann in den Yachthafen weiter vorne ein. Meine Mitsegler und ich hatten abgesprochen, dass ich bis zum hintersten Steg durchfahren würde. Dort vermuteten wir unseren Liegeplatz. Auf halbem Weg schien in meinem Kopf aber etwas ganz falsch zu laufen. Ich entschloss mich kurzerhand, schon in die Stegreihe davor einbiegen zu wollen. Die Entscheidung traf ich allerdings recht spät und natürlich nicht in Absprache mit meinen Mitseglern. Es kam, wie es kommen musste. Wenig später fand ich mich zwischen einem anderen Segelboot und der Hafenmauer verkeilt und lenkte mit Pinne und Motor hektisch hin und her. Ruhe bewahren geht aber anders, Herr Kapitän! Nach einigem Manövrieren und besorgten Blicken des Bootsbesitzers, dem ich so nahe gekommen war, schaffte ich es endlich in die hinterste Reihe von Boxen. Und natürlich: Dort war unser Liegeplatz.

Ich kann das Ganze nicht beschönigen, bei dem Manöver habe ich Mist gebaut. Sich nicht an den vorher besprochenen Plan zu halten, war mein erster Fehler. Der zweite war eine schlechte Kommunikation mit der Crew. Den Plan kurzfristig und viel zu spät zu Ändern war dann Nummer drei und katapultierte mich in eine extrem unangenehme Situation. Es ist nichts passiert, weder dem Boot des netten Nachbarliegers, bei dem ich mich gleich nach dem Anlegen entschuldigte, noch unserer Etap. Nach der Aktion war ich aber zugegebenermaßen noch ein paar Stunden geknickt. Später kam ich zu der Einsicht, dass man eben Fehler macht, aus denen man lernen muss. Und das steht fest: Ich hatte an diesem Tag einiges gelernt.

Tipp Nr. 2

Halte dich an den mit der Crew vereinbarten Plan. Wenn er sich als falsch herausstellt, bewahre Ruhe. Teile der Crew deine Gedanken immer klar und deutlich mit.

Tipp Nr. 3

Lasse dich von kritischen Situationen nicht unterkriegen. Noch niemand konnte von Anfang an perfekt segeln. Lerne aus deinen Fehlern. 

Yachthafen Niendorf
Yachthafen Niendorf

Nachdem der Schrecken des Momentes also verflogen war, sahen wir uns die Niendorfer Hafen genauer an. Mitte September merkte man, dass die Stege schon etwas leerer wurden und Boxen frei blieben. Tatsächlich trafen wir insgesamt sehr wenige Segler im Yachthafen. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass es Montag war. Da ist in Häfen häufig nicht so viel. Um die sanitären Einrichtungen zu erreichen, mussten wir über eine Außentreppe in den Keller unter einem Restaurant steigen. Das war etwas ungewöhnlich. Die sauberen und einladenden Räume entschädigten uns dafür aber allemal. Genug Versorgungsmöglichkeiten gab es in Hafennähe auch.

Dann ist da noch der Timmendorfer Strand. Dieser ist nur wenige Gehminuten vom Hafen entfernt. Für einige mag es dort zu touristisch sein. Ich gebe zu, dass ich mich mit den vielen offensichtlichen Urlaubern auch nicht so recht anfreunden konnte. Allerdings gehen mit der zunehmenden Zahl von Touristen auch oft eine verbesserte Infrastruktur und ein größeres kulturelles Angebot einher. Genau das konnten wir dort beobachten. Die Auswahl an möglichen Unternehmungen war ähnlich groß wie die kulinarische Vielfalt. Das gefiel uns. Meine Freundin wollte nicht nur den ganzen Tag auf dem Boot sein. Sie wollte die Orte, zu denen wir segeln, auch erkunden. Das verstand ich auch. Da es uns so gut gefiel, beschlossen wir, am 10. September in Niendorf liegenzubleiben und das Festland zu genießen.

Dienstag: Niendorf/Timmendorfer Strand – Hafentag

Unser selbstgewählter Hafentag begann mit Ausschlafen und einem späten Frühstück. Anschließend wanderten wir zum Timmendorfer Strand. Dort sahen wir uns das SEA LIFE an (so naja) und gingen die Seebrücke auf und ab (viel besser). Danach ließen wir uns Pizza beim Italiener schmecken. Zum Abschluss wurde dem sportlichen Ehrgeiz bei einer Runde Minigolf freien Lauf gelassen. Am späten Nachmittag, zurück am Hafen, genossen wir bei einem Strandspaziergang das windige Küstenwetter und ließen bei Fischbrötchen und Bier den Tag ausklingen.

Sea Life - Timmendorfer Strand
Sea Life – Timmendorfer Strand

Trotz der für mich ziemlich kritischen Ankunft hatte sich Niendorf zu einem tollen Aufenthalt gewandelt. Hätten wir gewusst, was uns am darauffolgenden Tag auf dem Wasser erwartete, wären wir vielleicht noch einen Tag länger geblieben. Aber dazu im nächsten Beitrag mehr.

Viel gelernt und viel erlebt

Das ist er also, der erste Teil des Törnberichtes für 2024. Bis hierhin haben wir schon einiges erlebt. Besonders freue ich mich, dass wir zu dritt unterwegs waren und ich meiner Freundin das Segeln auf dem Meer näherbringen konnte. Im zweiten Teil der Reise werden die Bedingungen etwas rauer. Außerdem liegt die längste Segelstrecke noch vor uns. Im zweiten Beitrag werde ich auch ein Fazit zur Reise ziehen und die größten Kostenträger einmal aufzeigen.

Wenn du Fragen oder Anmerkungen hast, bist du wie immer gerne eingeladen, diese in die Kommentare zu schreiben.

Ahoi und bis bald.

Links

Jejumi Wassersportschule & Charter (http://www.jejumi.de/)

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