Titelbild Winsch

Wie funktioniert eigentlich eine Winsch?

Sie sind ein zentraler Bestandteil des Segelns. Auf fast jedem Boot, dessen Größe über die einer Jolle hinausgeht, findet man sie in der ein oder anderen Form. Gleichzeitig ist ihre Funktionsweise gerade für Segelanfänger oft ein Mysterium. Man bedient sie zwar, doch wie sie funktionieren, bleibt den meisten verborgen, die noch nie unter ihre Abdeckung geschaut haben. Die Rede ist natürlich von den Winschen an Bord. Ob beim Segelsetzen oder -trimmen, sie sind unverzichtbar im Alltag auf einem Segelboot. Um das Mysterium ein wenig zu entzaubern, schauen wir uns die Winschen in diesem Beitrag einmal etwas genauer an. Welche Arten gibt es? Wie werden sie bedient und worauf ist bei der Wartung zu achten? All das erfährst du in den nächsten Abschnitten. 

Was ist eine Winsch und wofür wird sie verwendet?

Eine Winsch ist dazu da, dem Segler kräftezehrende Aufgaben mit den Leinen zu erleichtern. Mit ihr bedient man die Schoten und Fallen, wenn der Wind stark in die Segel drückt. Winschen kommen aber auch beim Bergen von Personen zum Einsatz, die überbord gegangen sind. Sie funktionieren dabei wie eine Kombination aus Flaschenzug und Hebel. Eine klassische kraftumformende Einrichtung, wie der Physiker sagen würde.

Früher, als es noch keine Winschen gab, war das Dichtholen der Schoten und das Setzen des Segels schweißtreibende Arbeit. Auf großen Seglern ging das häufig nur durch die vereinten Kräfte mehrerer Crewmitglieder. Wer schon einmal versucht hat, das Großsegel direkt am Mast mit bloßen Händen und ohne Winsch zu setzen, der weiß, dass dies vor allem auf dem letzten Meter kein Kinderspiel ist.

Bevor jetzt beschrieben wird, wie eine Winsch funktioniert und wie sie zu bedienen ist, schauen wir uns erst einmal die Arten von Winschen an, die man üblicherweise an Bord findet. Man kann sie nach ihrem Zweck und der entsprechenden Lage einteilen, oder anhand ihres Aufbaus.

Welche Winschen dienen zu welchem Zweck?

Fallwinsch an Mast
Fallwinsch am Mast

Beginnen wir mit der Fallwinsch. Fallwinschen sind am Mast angebracht und werden daher häufig Mastwinschen genannt. Wie der Name vermuten lässt, sind sie dazu da, das Groß- oder Genackerfall zu bedienen. Die ersten Meter kann man das Segel oft noch von Hand nach oben ziehen. Für das letzte Stück, ist eine Fallwinsch allerdings Gold wert. Man sieht diese Art von Winschen häufig bei älteren Segelbooten. Segler neueren Datums lenken das Großfall zur einfacheren und sichereren Bedienung meist in das Cockpit um. Dort wird es dann mit der Art Winsch dichtgeholt, die als Nächstes erklärt wird.

Schotwinschen findet man im Cockpit oder in dessen Nähe. Üblicherweise sind sie jeweils beidseitig, also eine an Back- und eine an Steuerbord, ausgelegt. Auch hier ist der Name Programm. Mit ihnen bedient man alle Schoten und sonstige Leinen, die in das Cockpit geleitet werden. Zum Trimmen des Vorsegels sind sie genauso gut verwendbar wie zum Setzen des Groß (bei einem umgeleiteten Großfall) oder zum Dichtholen von Dirk, Baumniederholer und Unterliektrecker. Zu viele Fachbegriffe? Ein Beitrag zum laufenden Gut, also zu den ganzen Leinen an Bord, ist schon in Planung.

Schotwinsch belegt
Schotwinsch
Ankerwinsch
Ankerwinsch

Ankerwinschen findet man am Bug des Schiffes. Sie dienen zum kontrollierten Setzen und Bergen des Ankers. Sie können, je nach Machart, die Ankerleine und/oder die Ankerkette aufnehmen. Je größer das Schiff und je schwerer damit der Anker, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Ankerwinsch elektrisch funktioniert. In dem Fall wird sie bequem mit einer Fernbedienung bedient, manchmal sogar vom Cockpit aus.

Im Freizeitbereich eher unüblich sind Festmachwinschen. Mit ihnen werden Leinen, Trossen oder Stahlseile festgemacht. Diese sind meist in der kommerziellen Seefahrt oder bei großen Traditionsseglern anzutreffen.

Unterschiede beim Aufbau der Winschen.

Unterscheiden kann man Winschen auch nach ihrer Bauart. Es gibt sie in der 1-Gang- und 2-Gang-Ausführung. Eine 1-Gang-Winsch hat ein eingebautes Getriebe, das die Drehungen der Winschkurbel auf eine geringere Zahl von Trommelumdrehungen, also Umdrehungen der Winsch selbst, umsetzt. Bei 2-Gang-Winschen hat das Getriebe gleich zwei Übersetzungsstufen. Damit werden unterschiedliche Drehgeschwindigkeiten und -momente erreicht. Erster Gang: viel Kraftaufwand, weniger Umdrehungen. Zweiter Gang: wenig Kraftaufwand, viele Umdrehungen.

Außerdem gibt es sogenannte „selbstholende Winschen“. Während man bei der Bedienung einer „normalen“ (nicht-selbstholenden) Winsch das lose Leinenende auf Zug (straff) halten muss, haben selbstholende Winschen eine geriffelte Umlenkrolle, in die die Leine eingeklemmt wird. So wird das Durchrutschen verhindert und der Segler hat eine Hand frei. Dadurch ist sie vor allem bei Einhand-Seglern beliebt. Eine gute Erfindung, für die man aber auch tief in die Tasche greifen muss.

Selbstholende Winsch, self-tailing winch
Selbstholende Winsch

Wie funktioniert eine Winsch und wie verwendet man sie?

Generell funktioniert eine Winsch mit Hilfe von Reibung. Die Trommel hat meist eine aufgeraute oder gerillte Außenseite, um welche die Leine mehrmals herumgelegt wird. Die Winsch lässt sich dabei nur in eine Richtung drehen. Die Gegenrichtung ist durch Sperrklinken blockiert. So kann man die Leine in die eine freie Richtung ziehen, sie rutscht aber (normalerweise) nicht einfach zurück.

Gezogen wird die Leine entweder per Hand, oder noch besser, mit Hilfe der Winschkurbel. Diese Kurbel wird oben in die Winsch eingeklinkt. Bei einer 2-Gang-Winsch lässt sie sich in beide Richtungen drehen, eine für den ersten, die andere für den zweiten Gang. Wichtig ist, dass du, vor allem bei steigender Last, mehrere Windungen um den Metallzylinder legst, da die Leine sonst zurückrutschen kann.

Winsch mit Winschkurbel

Um eine Winsch richtig und zügig zu nutzen, sollte man bei unbekannten Booten schon vor der Fahrt die Drehrichtung überprüfen. Das geht, indem per Hand am Winschzylinder gedreht wird. In eine Richtung blockiert er. Heute sind die meisten Winschen rechtsgängig. Die Leine wird also im Uhrzeigersinn um die Trommel gewickelt. Auf manchen älteren Segelschiffen kann die Backbord-Winsch allerdings auch noch linksgängig sein.

Zum Belegen legst du die Leine um die Winschtrommel, und zwar in ihrer Laufrichtung. Halte dabei genügend Abstand zwischen der Trommel und deinen Fingern. Wenn plötzlich Zug auf die Leine kommt, sollte möglichst kein Finger an dem Metallzylinder abgequetscht werden. Lege, wie schon erwähnt, mehrere Windungen um die Winsch. Zwei sollten es mindestens sein, drei sind noch besser. Immer schön von unten nach oben. Handelt es sich um eine selbstholende Winsch, kommt die letzte Windung in den Gummiaufsatz. Hast du das geschafft, setzt du die Kurbel in die meist sternförmige Aussparung ein und fängst an, zu kurbeln. Bei einer normalen Winsch musst du das lose Ende der Leine unbedingt schraff halten. Bei der selbstholenden Winsch übernimmt das der Gummilauf für dich. Damit hast du eine Hand frei.

Wartung einer Winsch – kein Hexenwerk.

Wie so viele mechanische Gegenstände an Bord eines Segelschiffes müssen auch die Winschen regelmäßig gewartet werden. Bei der Häufigkeit gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche Hersteller empfehlen die Wartung mehrmals pro Jahr, in der Segel-Community ist ein Intervall zwischen einem und drei Jahre durchaus verbreitet. Verlasse dich dabei auf dein Gefühl und den Klang der Winsch. Ist sie nicht mehr leichtgängig, wird es Zeit für einen Blick unter die Haube. Klingt sie geschmeidig und tut, was sie soll, muss man nicht unbedingt ran. 

Hast du eine gebrauchte Winsch gekauft oder gar ein gebrauchtes Segelboot, solltest du dir auf jeden Fall die Zeit nehmen, alle Winschen zu überprüfen, zu reinigen und zu schmieren. Im Winterlager fällt das leichter. Da hat man Ruhe und genügend Platz. So kann man für Ordnung sorgen und vermeidet, dass bei der Arbeit Kleinteile verloren gehen.

Tipp Nr. 1

Wähle für das Warten de Winsch einen Ort mit ausreichend Ruhe, Platz und Übersicht. So gehen keine Teile verloren.

Für die Wartung sollten die richtigen Arbeitsmaterialien vorhanden sein. Folgendes ist zu empfehlen:

  • Baumwolltücher oder Küchenkrepp in ausreichender Menge
  • feste Pinsel und Bürsten für grobe Verschmutzungen
  • eine alte Zahnbürste für die Ecken und Winkel
  • Petroleum, Waschbenzin oder Universalverdünner zum Entfernen von Fett
  • Universalfett oder spezielles Winschfett/-öl

Löse zuerst die Haube der Winsch. Die Schraube dazu befindet sich meist in der Aussparung für die Kurbel. Wenn sich die Winsch nach dem Abheben der Haube vom Bootsdeck entfernen lässt, umso besser. Dann kannst du sie an einem übersichtlichen Ort mit genügend Platz auseinandernehmen und läufst nicht Gefahr, dass sich Kleinteile in das Hafenbecken verabschieden.

Dann heißt es: alles auseinandernehmen. Und zwar von außen nach innen und von oben nach unten. Hilfreich ist natürlich die Gebrauchsanweisung des Herstellers. Diese beinhaltet meist eine ausführliche Wartungsbeschreibung. Jede Winsch hat schließlich ihre Eigenheiten und jeder Hersteller ordnet die Bestandteile anders an. Liegt keine Anleitung in Papierform vor, hilft oft eine Suche in der von dir bevorzugten Internet-Suchmaschine. Auch auf Youtube findest du Videos zur Wartung gängiger Winschen. Mit dem Smartphone kannst du die Schritte fotografieren, in denen du die Winsch auseinandernimmst. Das hilft später dabei, den richtigen Ort für jedes Teil zu finden.

Generell gilt beim Auseinandernehmen, alle Teile voneinander zu lösen und gut in Verdünner oder Petroleum zu reinigen. So entfernst du das im Laufe der Jahre verharzte Fett. Für den groben Schmutz benutzt du die Pinsel und Bürsten. Vergiss nicht, auch das Gehäuse und die Schrauben zu reinigen.

Vorsicht ist bei den Sperrklinken geboten. Diese befinden sich direkt unter der Winschhaube und bei den Zahnrädern. Die Klinken sind mit kleinen Sperrklinkenfedern gespannt. Beim Herausheben der Klinken musst du darauf achten, dass die Federn nicht wegspringen. Sind sie ausgeleiert, kann es sich lohnen, diese gegen Neue zu tauschen. Ersatzklinken und -federn bekommst du im Internet auf der Seite des Herstellers oder diverser Bootsausrüster.

Der Zusammenbau geschieht, wie erwartet, in umgekehrter Reihenfolge. Vorher solltest du alles gut einfetten. Sei dabei aber nicht zu freigiebig sonst gibt es eine große Sauerei. Am besten mischst du das Winschfett mit ein wenig Winschöl. So wird es geschmeidiger und du beugst dem Verkleben vor.

Winsch nicht belegt

Lass dir ausreichend Zeit, um deine Winschen kennenzulernen. Jede Winsch ist anders. Wer in der Eile etwas vergisst oder übersieht, macht sich die Arbeit schnell zweimal. Teste die frisch zusammengesetzten Winschen auch erst einmal ausgiebig, bevor du dich mit deinem Segelboot wieder in die Wellen stürzt. Lieber in der sicheren Umgebung einen Fehler beim Zusammenbau entdecken, als in Sturm und Regen.

Sicherheit geht vor! Worauf man beim Bedienen einer Winsch achten sollte.

So hilfreich eine Winsch auch ist, so gefährlich kann sie bei falscher Bedienung sein. Du arbeitest schließlich mit Leinen, die unter sehr hohem Zug stehen. Ein unachtsamer Moment und ein gequetschter Finger ist noch das Beste, dass dir passiert. An Winschen haben Menschen auch schon Finger verloren.

Du solltest immer mehrere Windungen um die Winsch legen. Das mag dir umständlich und nervig vorkommen, kann aber bei hohem Zug das Durchrutschen der Leine (auch durch deine Handflächen) verhindern. Schütze auf jeden Fall deine Hände. Trage generell Segelhandschuhe, wenn du mit Leinen arbeitest. Meine habe ich damals bei Decathlon gekauft und sie sind ihr Geld wirklich wert.

Deine Finger müssen immer von der Trommel wegbleiben. Verwende daher wenn möglich immer die Kurbel statt mit bloßen Händen an der Leine zu ziehen. Hast du es mit besonders hohen Lasten zu tun, hole dir Unterstützung bei der Crew. Einer hält die Leine straff, der andere kurbelt. 

Tipp Nr. 2

Achte beim Umgang mit der Winsch auf deine Finger. Bediene sie, wenn möglich, stets mit der Winschkurbel.

Achtgeben solltest du bei Überläufern. So nennt man es, wenn eine Leine sich selbst bekneift, also eine Windung über einer anderen liegt. Siehst du einen Überläufer auf der Winsch, höre sofort auf zu ziehen und zu kurbeln. Löse den Überläufer, solange das noch möglich ist. Einmal festgezogen, kann man ihn nur schwer lösen. Manchmal hilft dann nur noch das Messer und die Leine ist futsch.

Fazit – keine Zauberei aber eine tolle Technik

Die Winsch ist wohl eine der im Segelalltag am häufigsten genutzten Gegenstände an Bord. Aus diesem Grund sollte man sich auch ein wenig mit ihrer Funktionsweise und den verschiedenen Winscharten auskennen. Ich selbst bin trotz meiner Erfahrung beim Segeln immer noch jedes Mal fasziniert, wenn ich eine Winsch in Aktion sehe. Die Hilfestellung, die sie uns bei ansonsten kräftezehrender Leinenarbeit bietet, ist einfach enorm. 

Ich hoffe, dir hat dieser kleine Beitrag zur Technik an Bord gefallen und du hast für dich auch das ein oder andere Neue gelernt.

Ahoi und bis bald.

Links

Decathlon Deutschland – Segeln (Decathlon DE Segeln)1


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