Erfahrungsbericht SKS Praxisprüfung – Ausbildungstörn und Prüfung
In diesem zweiten Blogbeitrag zum Seeküstenschifferschein (SKS) will ich von der Praxis-Prüfung berichten und wie ich mich darauf vorbereitet habe. Im Herbst 2021 hatte ich die theoretische Prüfung abgelegt. Somit tickte die Uhr. Laut Prüfungsordnung dürfen Praxis- und Theorieprüfung nicht weiter als 24 Monate auseinanderliegen. Bevor ich jedoch daran denken konnte, die Praxisprüfung anzugehen, musste ich erst einmal ein anderes Hindernis aus dem Weg räumen. Ich konnte ja gar nicht richtig segeln. Ich war schon ein paarmal mit einer Jolle unterwegs gewesen. Doch das ist nicht mit dem Segeln auf der Nord- und Ostsee oder dem Mittelmeer zu vergleichen. Wie ich das Segeln wirklich lernte und mich gleichzeitig auf die SKS-Prüfung vorbereitete, liest du in den nächsten Abschnitten.
Dieser Beitrag setzt die Serie von Berichten über meine Erfahrungen beim Erlangen der verschiedenen Segelscheine fort. Alle Beiträge sind mit dem Schlagwort Segelscheine markiert. Du kannst sie in der Suche also leicht finden.
Voraussetzungen und Prüfungsinhalte der SKS-Praxisprüfung
Um die Praxisprüfung ablegen zu können und bei Erfolg den SKS-Schein ausgehändigt zu bekommen, sind drei Voraussetzungen wichtig. Zum einen muss man mindestens 16 Jahre alt sein. Dies ist für viele wahrscheinlich das kleinste Problem. Zudem muss der Prüfungsanwärter im Besitz eines Sportbootführerschein See (SBF See) sein.
Die dritte, und für viele Anfänger wie mich höchste Hürde ist, dass man nachweisen muss, bereits 300 Seemeilen auf einer (Segel-)Yacht zurückgelegt zu haben. Das sind ca. 550 Kilometer. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von fünf Knoten wären das 60 Segelstunden. Als Nachweis gibt es sogenannte Meilenbücher. In diese trägt der Skipper des jeweiligen Segeltörns die zurückgelegten Meilen ein und bestätigt mit Unterschrift. Ein Meilenbuch ist nicht Pflicht. Ein Zettel als Meilennachweis genügt, er muss aber alle wichtigen Informationen zur Reise beinhalten. Der Nachweis der 300 Seemeilen muss spätestens zur Praxisprüfung vorliegen. Nur dann bekommt man den SKS-Schein direkt nach der Prüfung ausgehändigt. Sind diese drei Voraussetzungen erfüllt, kann man sich beim DSV oder dem DMYV für die Prüfung anmelden. Das funktioniert mittlerweile sehr einfach über deren Internetseiten. Ich habe sie dir am Ende des Beitrags verlinkt.
Die Prüfungsinhalte teilen sich in zwei Kategorien auf, Pflichtaufgaben und sonstige Aufgaben. Die Pflichtaufgaben sind klassische Manöver, die unter Segel oder mit Antriebsmaschine gefahren werden. Der Prüfling nimmt dabei die Rolle des Skippers ein. Er wird von der Crew unterstützt, muss deren Verantwortungen (z.B. Bedienen der Steuerbord-Fock) aber klar zuweisen. Während des Manövers gibt er kurze und verständliche Kommandos an die Besatzung und teilt jedem so mit, was wann zu tun ist. Die sonstigen Aufgaben sind Fragen zum Umgang mit dem Segelboot. Beide Kategorien werden gleich noch genauer beschrieben.
Pflichtaufgaben in der SKS-Praxisprüfung – die Manöver
Die Pflichtaufgaben setzen sich aus Manövern unter Segel und mit Antriebsmaschine zusammen. Das erste und klassischste ist das Rettungsmanöver (auch „Mensch-über-Bord“ – MOB, „Person-über-Bord“ oder „Boje-über-Bord“). Dieses muss in der Prüfung vom Prüfling sowohl unter Segel (ohne Motor) als auch mit Maschinenunterstützung gefahren werden. Man hat jeweils zwei Versuche. Rettungsmanöver mit Maschinenunterstützung bedeutet, dass man segelt während die Boje (Person) über Bord fällt, man für das Rettungsmanöver aber den Motor verwenden muss. „Verwenden“ ist in diesem Fall tatsächlich nicht weiter definiert. Das heißt, man kann die Maschine auch nur kurz anstellen, um die Person im Wasser schneller erreichen zu können. Die Aufnahme selbst kann dann theoretisch wieder unter Segel passieren. Verwendet man die Maschine allerdings zum Anlaufen der zu rettenden Person, muss man mit ihr einen Aufstopper direkt an der Person schaffen. Man darf nicht, wie unter Segeln, langsam an ihr vorbeitreiben.

Die zweite Art von Manövern, die abgeprüft werden, sind das An- und Ablegen. Beides ist mit Antriebsmaschine durchzuführen. Das Befahren der meisten größeren Häfen ist ohnehin nur unter Motor erlaubt. Viele Jahre zuvor, in der Prüfung zum SBF Binnen, musste ich das An- und Ablegen noch mit Segel vorführen. Mit einer kleinen Jolle funktioniert das schon. Man muss allerdings etwas Übung haben, sonst gibt es böse Kratzer. Auch die An- und Ablegemanöver müssen vom Prüfling in maximal zwei Versuchen geschafft werden.
Fehlen noch die sonstigen Manöver unter Segel. Diese sind eine Wende oder Halse sowie das Beidrehen bzw. Beiliegen. Auch diese kann man, wenn nötig, zwei Mal angehen. Die Halse durch eine Q-Wende zu ersetzen ist ebenfalls erlaubt. Hierdurch gibt es keinen Nachteil in der Bewertung. Die Q-Wende sollte allerdings zügig und in einem engen Kreis durchgeführt werden. Das Beidrehen wird über eine „besondere“ Segel- und Ruderstellung erreicht und führt dazu, dass sich das Boot verlangsamt oder sogar ganz zum Stillstand kommt. Ist das Boot dann ohne Fahrt und wird dieser Zustand gehalten, spricht man vom Beiliegen. Dies ist für viele Segelanfänger das unbekannteste Manöver. Es ist aber leicht zu erlernen. Auf dem Youtube-Kanal von Yacht.tv gibt es hierfür ein tolles Video, das ich weiter unten verlinke.
Zusammengefasst muss man folgende Manöver fahren und jeweils spätestens beim zweiten Versuch bestehen:
- Rettungsmanöver unter Segel
- Rettungsmanöver mit Maschinenunterstützung
- Anlegen mit Antriebsmaschine
- Ablegen mit Antriebsmaschine
- Wende oder Halse/Q-Wende
- Beidrehen/Beiliegen
Sonstige Aufgaben in der SKS-Praxisprüfung – Anwendung des theoretischen Wissens auf dem Boot
In den sonstigen Aufgaben zeigt der Prüfling, dass er sein theoretisches Wissen in den vier Themen der Theorieprüfung auch anwenden kann. Aus jedem Themengebiet wird in der Prüfung eine Frage gestellt. Drei der vier Fragen müssen „ausreichend“ beantwortet werden.
Thema | Fragen/Aufgaben |
---|---|
Seemannschaft und Fertigkeiten | Sicherheitseinweisung Notrollen Handhabung Lifebelt und Lifeline Leinen beim An- und Ablegen und deren Handhabung (Spring, Achterleine, Vorleine, Leine auf Slip) |
Wetterkunde | Großwetterlage Wetterinstrumente und deren Verwendung Wetterlage vor Ort/ am Prüfungsort, Wolken |
Navigation | Bestimmung des Schiffsorts Bestimmen und Umwandeln des Kurses Arbeiten mit Navigationsgeräten Arbeiten mit Steuerkompass oder Handpeilkompass |
Motor, elektrische Anlagen, Gasanlage | Motorkontrolle Bedienung Motor, Gasanlage, elektrische Anlagen Sicherheit bei der Bedienung Fehlerquellen/Fehlfunktionen erkennen und interpretieren |
Zusätzlich können Aufgaben aus dem Bereich Seemannschaft/Manöver gestellt werden, die an Bord praktisch auszuführen sind. Dazu zählen unter Segel das Setzen und Bergen des Segels, das Reffen und das Fahren eines Aufschießers. Unter Motor kommt das Drehen auf engem Raum, das Vorbereiten der Yacht zum Ein- und Auslaufen und das Durchführen eines Ankermanövers hinzu. Von all diesen Aufgaben kann der Prüfer höchstens zwei abfragen. Eine muss als „richtig“ bewertet werden. Wer jetzt Bedenken wegen des Ankerns hat, dem sei gesagt, dass laut den Skippern auf meinen Übungstörns das Ankern so gut wie nie geprüft wird. Dafür bleibt in der Prüfung schlicht nie genügend Zeit.
SKS-Vorbereitungstörn – Zwei Wochen Ostsee zum Lernen und Üben
Um das Segeln richtig zu lernen und gleichzeitig die 300 Seemeilen für die SKS-Prüfung zu sammeln, sah ich mich im Sommer 2022 nach einer Sportbootschule um. Für den Ausbildungstörn hatte ich mir einige Kriterien überlegt. Zum einen wollte ich möglichst auf der Ostsee segeln. Schon als Kind verbrachte ich dort oft die Sommerurlaube und liebte die Natur und das Meer. Auch die Anreise würde nicht so lange dauern wie beispielsweise ans Mittelmeer. Darüber hinaus sollte der Törn über zwei Wochen am Stück gehen. Optimalerweise würde das Ausbildungsschiff nicht allzu groß sein und nicht mehr als drei oder vier Segelschüler gleichzeitig beherbergen. So wäre sichergestellt, dass jeder genügend Zeit zum Üben hat.

Fündig wurde ich bei der Segelschule Sailaway in Kiel. Diese boten ein- oder zweiwöchige Ausbildungstörns ab Schilksee an. Gesagt, getan. Ich nahm mit Sailaway Kontakt auf und buchte einen SKS-Kurs vom 17. September bis zum 1. Oktober. Die Prüfung würde am Ende der zweiten Woche in der Kieler Bucht vor dem Olympiahafen Schilksee stattfinden. Der Kurs kostete 999 Euro. Dazu kam noch mein Anteil an der Bordkasse, aus der Verpflegung, Liegegebühren, Treibstoff, Gas, Endreinigung etc. bezahlt wurde. Das waren für die zwei Wochen nochmal ungefähr 300 Euro. Eine große Investition in mein Hobby aber auch ein Grund, später aktiv zu bleiben und regelmäßig segeln zu gehen.
Bevor ich kurz von den Törnwochen erzähle, soll das Segelboot noch beschrieben werden. Ich verbrachte beide Wochen auf einer Willing 31 namens „Ronja“. Sie war aus den 70ern und damit schon etwas in die Jahre gekommen. Allerdings ein tolles Boot, um segeln zu lernen. Die Ronja war 9,50 Meter (gut 31 Fuß) lang und 3,14 Meter breit, hatte einen Tiefgang von 1,8 Metern und verfügte theoretisch über sechs Kojen. „Theoretisch“ schreibe ich, da nur vier der Kojen wirklich bequem waren. Ansonsten war sie mit allem ausgestattet, was man für das Segeln brauchte, hatte aber keinen Schnickschnack oder Luxus. Etwas Besonderes war, dass das Großfall am Mast bedient werden musste. Das Setzen und Bergen des Großsegels sowie das Reffen war dadurch immer ein kleines Abenteuer, vor allem bei schlechtem Wetter.
Erste Törnwoche der SKS-Segelausbildung – Schitwetter, Squalls und viele Seemeilen
Die erste Woche auf der Ostsee verbrachten wir zu viert auf der Willing 31, drei Segelschüler und der Skipper. Leider kam ich am Samstag als letzter am Boot an und musste mit der Hundekoje vorliebnehmen. Die richtige Einstimmung für die harte Segel-Ausbildung. Da es an diesem Abend goss wie aus Eimern, entschieden wir uns, die Nacht noch in Schilksee zu verbringen und erst am nächsten Morgen loszusegeln. Das war eher ungewöhnlich, da auf Ausbildungstörns normalerweise gleich am Nachmittag des ersten Tages noch ein paar Seemeilen abgerissen werden, um das Boot kennenzulernen. Wir haben die Entscheidung nicht bereut und lagen abends trocken in unseren Kojen. Schlechtes Wetter sollten wir in dieser Woche noch genug haben.

Am Sonntag startete die Reise dann endlich und führte uns nordwestlich nach Maasholm. Von dort aus setzten wir Kurs auf die Insel Ærø, auf der ich mich in die kleinen Häfen der Dänischen Südsee verliebte. Vor Ærø wurden fleißig Manöver geübt, bevor wir uns auf den Rückweg in Richtung Kieler Bucht machten. Unterwegs landeten wir noch in Damp, um am Mittwoch weiter südöstlich zu segeln und eine Nacht in Laboe zu verbringen. Somit hatten wir den ganzen Donnerstag zum Üben von Manövern in der Kieler Bucht.
Wir legten in dieser Segelwoche ordentlich Meilen zurück, viele davon bei Regen und vier, teilweise sogar fünf Beaufort. Wir standen eine Anzahl an Squalls durch, wodurch ich die Wichtigkeit von Gummistiefeln kennenlernte. Diese sollte man schon anziehen, wenn die ersten Regenwolken am Horizont auftauchen. Beginnt der Regen erst einmal zu fallen, ist es zu spät. Dann hat man ganz andere Sorgen. Auch die wetterfeste Segel-Latzhose wurde in dieser Woche zu meinem ständigen Begleiter.
Was die Ausbildung anging, lernten wir natürlich alle Manöver und wiederholten sie mit verschiedenen Besetzungen an Pinne und Leinen. Eine besondere Sache (zumindest für mich) war der „Skipper of the day“. An jedem Tag wurde einer von uns Segelschülern ausgewählt und übernahm für diesen Tag die Aufgaben des Skippers. Er plante die Route und erklärte sie allen anderen am Vorabend oder früh am Morgen. Er führte vor dem Ablegen eine Sicherheitseinweisung durch, prüfte den Motor und wies die Überprüfung der Luken und Ventile an. Außerdem übernahm der „Skipper of the day“ die Pinne beim Ab- und Anlegen an diesem Tag. Durch dieses Konzept hat jeder an Bord alle Aufgaben kennengelernt. Keiner konnte sich drücken. Ich kann nur wärmstens empfehlen, es auch bei späteren Segeltörns so zu halten. Wechsel dich mit den anderen ab, ob an der Pinne, beim Navigieren oder Überprüfen der Maschine. So lernt jeder jeden Tag etwas dazu.
Tipp Nr. 1
Durch die Bestimmung eines wechselnden „Skipper of the day“, der an diesem Tag für das An- und Ablegen sowie die Kontrollen und die Sicherheitseinweisung zuständig ist, hat jeder an Bord die Möglichkeit, alle Facetten des Segelns zu erlernen und sich in ihnen zu verbessern. Das gilt nicht nur für Ausbildungstörns, sondern auch für das Segeln im Urlaub mit Freunden und Familie.
Der Donnerstag stand im Zeichen der Prüfungsvorbereitung. Die anderen beiden Segelschüler würden am Freitag ihre SKS-Prüfung ablegen. Ich hatte noch eine Woche Schonfrist. An diesem Tag ließ ich die Prüfungsanwärter daher ausreichend üben und unterstützte „nur“ mit Leinenarbeit und dem Aufnehmen der Boje beim MOB-Manöver. Am Tag der Prüfung waren beide sichtlich nervös. Auch ich hatte ein flaues Gefühl im Magen. Schließlich würde ich bei den Prüfungen Teil der Crew sein und nach Anweisung der Prüflinge arbeiten. Ich wollte ja niemandem die Prüfung versauen. Alles lief für beide aber fast reibungslos. Nur ein MOB-Manöver musste zweimal gefahren werden. Meine beiden Mitsegler waren überglücklich und am Freitagabend stießen wir ordentlich auf die bestandene Prüfung an.
Am nächsten Morgen reisten die frischgebackenen SKSler ab. Auch der Skipper sagte Lebewohl. Ich würde in der zweiten Woche unter einem anderen Schiffsführer in See stechen. Den Tag verbrachte ich am Hafen Schilksee, entspannte und warf meine Wäsche in die Waschmaschine für Gäste des Hafens. Am Nachmittag traf die Crew für die zweite Woche ein. Dieses Mal würde ich mir nicht als letzter die Kabine aussuchen.
Zweite Törnwoche der SKS-Segelausbildung – mehr tolle Häfen, übertriebene Höflichkeit und meine eigene SKS-Prüfung

In der zweiten Woche auf der Ostsee waren wir sogar noch mehr Personen an Bord. Vier Segelschüler plus einem Skipper. Da wurde es auf der Willing schon recht eng. Glücklicherweise hatte ich mir die Heckkoje an Backbord sichern können. So versprachen wenigstens die Nächte bequemer zu werden. Die anderen drei SKS-Anwärter meldeten sich freiwillig den Proviant zu kaufen und während der Reise zu kochen. Einer von ihnen war allergisch gegen bestimmte Lebensmittel. Mir war das nur Recht. Ich revanchierte mich mit regelmäßigem Spüldienst.
Am Sonntag ging es direkt mit einem langen Schlag zurück nach Ærø. Diesmal umrundeten wir die Insel allerdings östlich. Das bedeutete, den engen Fahrwasserstreifen zwischen Ærø und Langeland zu durchlaufen. Wir genossen die wunderschöne Natur und waren trotzdem gut damit beschäftigt, auf Untiefen zu achten. Vom Hafen Marstal ging es in den nächsten Tagen weiter nach Lyø, einer noch kleineren Insel in der dänischen Südsee. Wie schon gesagt liebte ich diese Inseln mit ihren ruhigen Häfen, die zu der Jahreszeit größtenteils verlassen waren. Lyø wird nicht umsonst von vielen Seglern als eine der schönsten Inseln der dänischen Südsee bezeichnet. Ein erneuter Besuch steht schon auf meiner To-do-Liste. Von dort aus fuhren wir zurück in Richtung Kiel, machten aber noch einen Zwischenstopp im Yachthafen Olpenitz. Den mochte ich gar nicht. Warum? Das kannst du im Blogbeitrag „Wie ein perfekter Hafen (für mich) aussieht“ nachlesen.

In dieser zweiten Segelwoche haben wir neben den vielen Seemeilen natürlich auch geübt. Ich hatte ja schon Übung, konnte mein Wissen aber noch festigen. Schließlich lernt man nie aus. Ich wurde auch sicherer in den Kommandos und der Durchführung der Manöver. Eine schöne Übungstradition hatten wir immer dann, wenn die Pinne von einem Segelschüler an den anderen übergeben wurde. In dem Fall mussten beide nämlich einen Vollkreis fahren. Das bedeutet, dass man das Boot einmal einen 360-Grad Kreis steuert und so je eine Wende und eine Halse übt. Damit gehen beide Manöver in Fleisch und Blut über, sowohl für den Rudergänger als auch für diejenigen, die die Schoten des Vorsegels bedienen.
Eine weitere Regel, die mir allerdings weniger entgegenkam, war, dass der Rudergänger seine Kommandos klar, deutlich und zügig geben musste und auf sämtliche Schnörkel wie beispielsweise ein „bitte“ verzichten sollte. Ich verstand den Sinn dahinter, konnte mich aber bis zum Törnende nicht daran gewöhnen. Die Regel war nun, dass für jedes „Bitte“ während eines Kommandos ein Euro in die Bordkasse floss. „Marco, bitte an die Steuerbordfock.“ – ein Euro. „Fock bitte noch an Backbord stehenlassen.“ – ein Euro. Da ich das „Bitte“ nicht aus dem Kopf bekam, wuchs die Kasse ordentlich an. Über die ganze Woche zahlte ich ungefähr 30 Euro zusätzlich ein, die wir am Hafen Schilksee dann in Fischbrötchen investierten.
Tipp Nr. 2
Kommandos an Bord sollten klar, einfach und zügig gegeben werden. Verzichte daher, zumindest in der Prüfung, auf Höflichkeitsformen. Sei der Skipper und gib die Anweisungen.
Am Freitag hieß es dann für drei von uns – praktische SKS-Prüfung. Da diese erst am Nachmittag stattfinden sollte, nutzten wir den Vormittag noch zum Üben. Meine Nervosität stieg mit jeder Minute – ich bin kein Prüfungsmensch. Wie die Prüfung ablief und welche Frage mir beinahe das Genick brach, erfährst du im übernächsten Abschnitt.
Was ich aus zwei Wochen SKS-Ausbildungstörn mitgenommen habe.
Bevor ich auf die Prüfung selbst eingehe, möchte ich noch ein paar Erfahrungen aus den zwei Wochen SKS-Übungstörn teilen. Vielleicht helfen sie dir ja bei deinen eigenen SKS-Plänen.
Erfahrungsbericht meiner SKS-Praxisprüfung
Am Freitag der zweiten Törnwoche stand für mich die Prüfung an. Kurz nach Mittag betraten die beiden Prüfer des DMYV unsere Willing 31. Begonnen wurde mit den An- und Ablegemanövern im Hafen. Diese meisterten wir, dank guter Vorbereitung, zügig und souverän. Wir hielten uns dabei an das „Eindampfen“, entweder in die Vorspring oder in die Achterspring. Es klappte wirklich super und schon bald waren wir auf dem Weg in die Kieler Bucht, um die anderen Manöver zu fahren.
Nachdem wir Segel gesetzt hatten, verschwand immer einer der Prüflinge mit einem Prüfer unter Deck. Dort wurden die „sonstigen Aufgaben“, also die Anwendung der Theoriefragen geprüft. Die anderen blieben an Deck und führten die Manöver durch. Wichtig ist, dass der Skipper, der natürlich auch an Bord ist, nur im Notfall eingreifen würde, also bei Gefahr für das Boot oder die Besatzung. Greift er ein, ist die Prüfung aber sofort beendet und nicht bestanden. Der Prüfling, der bei einem Manöver Pinne und Motor bedient, kann den Skipper allerdings anweisen, bei den Manövern eine Rolle, z.B. die Leinenarbeit an Steuerbord zu übernehmen. Der Skipper, wie auch die anderen Crewmitglieder, müssen aber nach den Kommandos des Prüfling handeln.
Die Knoten werden bei der Prüfung üblicherweise nicht mehr geprüft. Dies war ja schon Teil der SBF See-Prüfung, welche Voraussetzung für den SKS ist. Allerdings haben mir beide Skipper der Segelwochen bestätigt, dass die Prüfer ärgerlich werden, wenn sie sehen, dass man die Knoten (z.B. beim Anlegemanöver) nicht beherrscht. Wer will schon einen Prüfer, der sauer ist?

Der kritischste Zeitpunkt meiner eigenen Prüfung fand nicht während eines Manövers statt, sondern unter Deck. Ich wurde in der ersten Woche gewarnt, dass Prüfer vom DMYV gerne Fragen zum Motor stellen. Natürlich hatte ich das nicht ernst genug genommen und mir die Kapitel zur Antriebsmaschine im Buch nicht noch einmal durchgelesen. Es kam, wie es kommen musste. „Worauf weisen schwarze Auspuffgase hin?“ Als ich diese Frage nur mit Unterstützung des Prüfers herleiten konnte, ging es natürlich mit blauen und weißen Abgasen weiter. An diesem Punkt hatte ich das Gefühl, nur knapp an einem „nicht bestanden“ vorbeigeschrammt zu sein. Die anderen Fragen zur Großwetterlage, den Notrollen und der Benutzung des Handpeilkompass beantwortete ich glücklicherweise richtig. Als es von den Prüfern „zurück in den Hafen“ hieß, atmeten wir alle auf. Wir hatten die Prüfung erfolgreich abgeschlossen.
Abends gingen wir dann gemeinsam Essen. Am nächsten Tag packte ich zufrieden meinen Seesack, verabschiedete mich von allen und fuhr nach zwei Segelwochen mit glücklichem Ausgang zurück nach Hause.
Praxistörns vor der SKS-Prüfung lohnen sich, in mehr als einer Hinsicht
Würde ich einen Übungstörn vor der SKS-Prüfung empfehlen? Auf jeden Fall! Selbst, wenn man die nötigen Seemeilen vorher schon gesammelt hat, ist das aus meiner Sicht eine sinnvolle Investition von Geld und Zeit. Zum einen macht es wirklich Spaß, mit einem erfahrenen Skipper unterwegs zu sein. Es gibt immer spannende Erfahrungsberichte und Anekdoten zu hören und noch dazu kann er oder sie viele wichtige Tipps zur Prüfung geben.
Natürlich ist es anstrengend, in zwei Wochen 300 Seemeilen zu segeln. Hinzu kommt das Üben der Manöver. Doch der Erfahrungszuwachs ist immens. Man lernt im Idealfall einen neuen Schiffstyp und dessen Eigenheiten kennen. Mit etwas Glück landet man sogar an schönen Häfen. Das entschädigt auch für acht bis zehn wenig angenehme Segelstunden bei Regen und schwerer See.
Bezogen auf die Prüfung selbst ist es natürlich ebenfalls von Vorteil, vorher einen Übungskurs zu absolvieren. Das Wissen, vor allem das theoretische, wird wieder aufgefrischt, was vor allem dann gut ist, wenn die Theorieprüfung schon eine Weile zurückliegt. Nach einer Woche kennt man das Boot, mit dem man die Prüfung ablegt, in- und auswendig und die Crew ist aufeinander abgestimmt. Jeder weiß bei den Manövern, was er zu tun hat und kann den Prüfling unterstützen, selbst wenn dieser mal ein Kommando vergisst. Natürlich kennst du auch dein Segelrevier und den Hafen. Idealerweise hast du an dem Steg, an dem du zur Prüfung an- und ablegst vorher schon geübt.
Wenn du vorhast, ebenfalls den SKS abzulegen, nimm dir dafür genug Zeit und bereite dich gründlich vor. Für die gesamte Ausbildung inkl. Törn, Lernmaterialien, Prüfungsgebühr für Theorie und Praxis etc. habe ich ca. 1700 Euro investiert. Das war 2021/2022, seitdem sind die Preise definitiv nicht gefallen. Bei so viel Geld wäre es schade, durch die Prüfung zu fallen oder mittendrin die Lust zu verlieren.
Mit dem SKS-Schein in der Tasche hieß es für mich, ihn auch zu nutzen und regelmäßig zu segeln. Ich ließ also nicht viel Zeit vergehen und plante schon bald meinen ersten Segeltörn als Skipper. Wie ich mich vorbereitete und mit welchen Schwierigkeiten ich zu kämpfen hatte, kannst du in den Blogbeiträgen mit dem Schlagwort Ostsee2023 nachlesen. Ich hoffe, dieser kleine Erfahrungsbericht zur SKS-Praxisprüfung hat dir gefallen und konnte dir an der ein oder anderen Stelle weiterhelfen.
Ahoi und bis bald!
Links
Youtube-Video YACHT tv Beiliegen (https://www.youtube.com/watch?v=r-JAGpADSHY)
Sailaway Yachtsport (https://sailaway.de/)
DSV Prüfungsanmeldung (DSV Website)
DMYV Prüfungsanmeldung (DMYV Website)
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Moin, herzlichen Dank und beste Grüße aus Schleswig!
(https://www.schleswig-aktuell.de/)