Theorieprüfung Seeküstenschifferschein (SKS) – Vorbereitung und Prüfung
Wir springen in das Jahr 2019 – Billie Eilish landete einen Chart-Hit, Avengers Endgame kam in die Kinos, die Feldlerche wurde der Vogel des Jahres und unter dem Namen Corona kannten die meisten nur eine spanische Biermarke. Und was machte ich? Ich wechselte meinen Job, zog in eine neue Stadt und setzte mir in den Kopf, den Seeschifferküstenschein, kurz SKS, zu erlangen.
Wozu der SKS und warum gerade jetzt? Ich hatte den Segelsport zu dieser Zeit etwas aus den Augen verloren. Meine letzten Tage auf hoher See lagen einige Jahre zurück. Außerdem hatte ich das Segeln eigentlich nie richtig gelernt. In meinem SBF See-Kurs ein paar Jahre zuvor, wurden alle Manöver nur unter Motor gefahren und geprüft. Ich wollte das Boot hingegen unbedingt mit Windkraft antreiben, unabhängig vom Inhalt eines Dieseltanks. Das war es, was mich an der Seefahrt faszinierte und bis heute fasziniert. Damals war es aber gang und gäbe, dass Verchartere einen SKS als Befähigungsnachweis verlangten, wenn man ein Segelboot chartern wollte. Dies ist auch einer der wenigen Gründe, warum man auch als Hobbysegler einen SKS besitzen sollte. Vorgeschrieben ist er nur für die kommerzielle Seefahrt.

Bevor du weiterliest, ist ein Hinweis wichtig. Dieser Beitrag wird von der theoretischen Prüfung des SKS handeln, nicht von der Praxisprüfung. Ich werde den Aufbau der Theorieprüfung grob aufzeigen. So weißt du, worauf du dich einlässt. Anschließend zeige ich, wie meine Vorbereitung ablief und wie ich den Prüfungsstoff gelernt habe. Am Ende des Blogbeitrags berichte ich dann kurz über die Prüfung selbst. Da die Praxisprüfung des SKS und die Vorbereitung darauf (inkl. des 300 Seemeilen Vorbereitungstörns) ein umfangreiches Thema für sich ist, werde ich dieser einen eigenen Beitrag widmen, den du in den nächsten Wochen auf dem Blog findest kannst.
Damit setzt sich meine kleine Reihe von Beiträgen fort, in denen ich von meinen Erfahrungen mit verschiedenen Sportboot-, Funk- und anderen Scheinen berichte. Zum SRC und dem Pyroschein findest du diese bereits auf dem Blog. Alle Beiträge dieser Serie sind mit dem Stichwort Segelscheine markiert. Du kannst sie dir in der Suche einfach anzeigen lassen. Jetzt viel Spaß mit der SKS-Theorieprüfung.
Was wird in der SKS-Theorieprüfung abgeprüft?
Um die Prüfung zum Seeschifferküstenschein antreten zu können, muss man mindestens 16 Jahre alt sein. Eine solche Altersbeschränkung ist auch von anderen Sportbootscheinen bekannt. Zusätzlich benötigt man den SBF-See. Damit sollen Grundkenntnisse in Bootsführung, Knotenkunde etc. sichergestellt sein. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, meldet man sich zur theoretischen Prüfung an. Dies ist einfach auf der Internetseite des DSV oder des DMYV möglich. Beide Seiten habe ich unten verlinkt.
Für die spätere Anmeldung zur praktischen Prüfung ist noch ein weiterer Nachweis notwendig. Hierfür ist es nämlich Voraussetzung, dass man mit einer Segelyacht mindestens 300 Seemeilen in Küstengewässern zurückgelegt hat. Aber wie oben beschrieben, soll es in diesem Beitrag noch nicht um die Praxis gehen. Also zurück zur Theorie. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen.
Die SKS-Fragebögen mit den Theoriefragen
Im Fragenteil der SKS-Theorieprüfung beantwortet man einen von insgesamt 15 Fragebögen. Jeder Bogen beinhaltet 30 aus einem Pool von 418 Fragen. Einige wenige kommen also in mehr als einem Bogen vor. Tatsächlich gibt es sogar knapp 500 Fragen, von denen aber über 70 in keinem Fragebogen auftauchen. Diese müssen dann, zumindest für das Bestehen der Prüfung, nicht gelernt werden. Warum das so ist, konnte ich nicht herausfinden. Alle Fragen sind im ELWIS-Portal frei verfügbar, sogar mit Musterantworten. Das Portal habe ich am Ende des Beitrags verlinkt.
Die Antworten sind Freitext, also kein Multiple-Choice zum Ankreuzen. Man muss die richtige Antwort oder zumindest die entscheidenden Inhalte in Wort und Text aufschreiben. Bei dieser recht hohen Gesamtzahl an Fragen gar nicht so einfach. Für das Beantworten der 30 Fragen sind insgesamt 90 Minuten Zeit. Das ist bei guter Vorbereitung vollkommen ausreichend. Jede Antwort bringt bis zu zwei Punkte. Hat man eine Antwort nur teilweise richtig oder unvollständig gegeben, kann man wenigstens einen Punkt bekommen. Wer 39 oder mehr Punkte erzielt, hat den Fragenteil der Theorieprüfung bestanden. Bei 38-33 gibt es die Möglichkeit einer mündlichen Nachprüfung. Die 500 Fragen im Pool sind in vier Themengebiete aufgeteilt:
Kartenaufgaben in der SKS-Prüfung – Navigation und Berechnung
Der zweite Abschnitt, und wohl derjenige, an dem man in der Prüfung am ehesten zu knabbern hat, ist der Navigationsteil. Hierbei müssen die Aufgaben aus einem von insgesamt zehn Bögen auf einer echten Seekarte der Deutschen Bucht ausgeführt werden. Man hat 90 Minuten Zeit. Wie in vielen Prüfungen, bei denen man Hilfsmittel nutzen kann, ist die Zeit tatsächlich der kritische Faktor. Als ich die Navigationsaufgaben das erste Mal selbstständig übte, habe ich knapp drei Stunden pro Bogen gebraucht.
Um die Aufgaben der Navigation erfüllen zu können, benötigt man einiges an zusätzlichen Hilfsmitteln, die man zur Prüfung mitbringen muss:
- Die Seekarte 1463 – Diese Seekarte zeigt die Deutsche Bucht. Auf ihr werden Kurse und Standorte eingezeichnet und abgelesen, Seezeichen gesucht und Entfernungen gemessen. Zur Prüfung darf sie keine Markierungen beinhalten. Es sollte also nicht die gleiche Karte sein, die du zum Üben verwendet hast. Der Tipp meines SKS-Kursleiters war: Kauft euch gleich zwei Karten, eine zur eigenen Vorbereitung und eine für die Prüfung und rührt die Prüfungskarte vorher nicht an. Das habe ich gemacht und bin damit gut gefahren. Man sollte außerdem wissen, dass es sich hierbei nicht um eine kleine Karte handelt, die man aus der SBF See-Prüfung kennt. Die Seekarte 1463 ist 118×79 cm groß. Du benötigst ausreichend Platz, um ordentlich damit arbeiten zu können. Ein weiterer Tipp: Die Karte wird üblicherweise gerollt transportiert. Du brauchst also eine Lösung, um zu verhindern, dass sie sich in der Prüfung immer wieder zusammenrollen will. Schwere Gegenstände, starkes Klebeband oder Klammern können hierbei helfen.
- SKS-Begleitheft – Dieses Heft beinhaltet verschiedene Verzeichnisse mit Informationen zur Prüfung. Du findest darin u.a. Gezeitentafeln und einen Gezeitenstromatlas. Auch ein Leuchtfeuerverzeichnis ist enthalten, dass beispielsweise Angaben zum Aussehen und zur Sichtweite von Leuchttürmen beinhaltet. Diese Informationen benötigst du zwingend, um einige Prüfungsfragen beantworten zu können.
- Karte 1 / INT 1 – Im INT 1-Heft finden sich Abkürzungsübersichten und Erläuterungen zur Seekarte. Damit können in der Prüfung die ganzen kleinen Markierungen der Seekarte „übersetzt“ werden. Natürlich nur, wenn dafür genügend Zeit bleibt.
- Marinezirkel, Kurs- und Anlegedreieck – die Instrumente zum Zeichnen und Messen in der Karte kennst du schon aus dem SBF See. Aufgrund der Größe der Seekarte empfehle ich, ein großes Anlegedreieck zu verwenden. So vermeidest du umständliches Verlängern. Außerdem ist die Gefahr kleiner Messabweichungen durch ungenaues Verschieben geringer.
- Spitzer Bleistift und Radiergummi für das Eintragen in der Seekarte und das Zeichnen des Stromdreiecks sowie Kugelschreiber für die Antworten im Aufgabenbogen
- Taschenrechner, nicht programmierbar

Tipp Nr. 1
Besorge dir zwei Seekarten für die SKS-Theorieprüfung. Eine zum Üben und eine (saubere/unbenutzte) für die Prüfung. Schlecht ausradierte Eintragungen führen nur zu unnötigen Diskussionen. Und wer will schon mit einem Prüfer diskutieren?
Natürlich sind auch die Aufgaben zur Navigation im ELWIS-Portal vorhanden, wiederum mit Musterantworten. Den Link findest du am Ende des Blogbeitrags. Die Prüfungsbögen haben unterschiedlich viele Teilaufgaben (16 bis 18). Jede Teilaufgabe ist bis zu drei Punkte wert. Insgesamt werden 30 Punkte verteilt. Mit 20 erreichten Punkten gilt der Navigationsteil der Theorieprüfung als bestanden. Neben der knappen Zeit gibt es noch eine andere Hürde. Die Fragen bauen teilweise aufeinander auf. Hat sich also in der ersten Antwort schon ein Fehler eingeschlichen, wird dieser vielleicht in weitere Antworten mitgetragen. Achte also auf Genauigkeit, vor allem beim Messen in der Seekarte.
Von Vorteil für den angehenden SKSler ist, dass in allen Bögen die gleichen „Fragenarten“ vorkommen. Folgende Arten können dabei unterschieden werden:
- Beschreiben von Seezeichen oder Leuchttürmen mit Hilfe der Karte 1 / INT 1
- Aufstellen eines Stromdreiecks
- Messen von Entfernungen mit dem Marinezirkel
- Ermitteln von Gezeiten oder bestimmen des Stroms mit Hilfe des Begleitheftes
- Bestimmen des Kurses unter Beachtung von Ablenkung, Missweisung, Wind und Strom mit Hilfe des erweiterten Kurswandelschemas
- Bestimmen von Koppelort, beobachtetem Ort und Besteckversetzung
- Ablesen oder Einzeichnen der Koordinaten einer bestimmten Position auf der Seekarte
SKS-Vorbereitungskurs – Meine Erfahrungen
Nachdem ich im Herbst 2019 also beschlossen hatte, mich an die SKS-Theorieprüfung zu wagen, stand schnell fest, dass ich einen Vorbereitungskurs belegen würde. Schon beim SBF See hatte ich damit gute Erfahrungen gemacht. Nach kurzer Internetsuche fand ich eine Sportbootschule in meiner Nähe, die einen entsprechenden Kurs für den Januar 2020 anbot. Kurzerhand sagte ich zu.
Insgesamt waren sechs Kurseinheiten geplant. Vier kürzere fanden jeweils Dienstag Abend von 19:00 bis 22:00 Uhr statt. Hinzu kamen zwei längere Einheiten an Samstagen von 10:00 bis 17:00 Uhr. Die Themengebiete der SKS-Prüfung waren so auf die Kurseinheiten aufgeteilt, dass sich folgende Dauer je Thema ergab:
9 Stunden Navigation (Theoriefragen und Praxis an der Karte)
6 Stunden Wetterkunde
6 Stunden Seemannschaft
3 Stunden Rechtliches

Der Kurs selbst kostete mich damals 295 Euro. Mittlerweile wird er bei der Bootschule für 395 Euro angeboten. Hinzu kamen Kosten für Hilfsmittel, die ich oben schon beschrieben habe (2 Seekarten, Begleitheft, Karte 1 / INT 1, Navigationsbesteck falls noch nicht vorhanden). Weiterhin wurden Lernmaterialien empfohlen. Das Buch „Sportküstenschifferschein + Sportbootführerschein See“ vom Delius Klasing Verlag beinhaltet wirklich alle Informationen, die für die Prüfung benötigt werden. Es ist sogar nach den Prüfungsthemen aufgeteilt und enthält Verweise auf die Fragen, die in den einzelnen Kapiteln beantwortet werden. Zusätzlich wurden „Kartenaufgaben Sportküstenschifferschein“ (ebenfalls Delius Verlag) oder die „Übungsbögen Sportküstenschifferschein“ vom DSV-Verlag empfohlen. All diese Übungsmaterialien sind nicht preiswert. Später für die eigene Vorbereitung auf die Prüfung habe ich sie aber wirklich oft genutzt. Daher eine klare Empfehlung von mir. Ich habe dir das Buch und die beiden Übungsbögen-Sammlungen weiter unten verlinkt.
Tipp Nr. 2
Scheue nicht davor zurück, etwas in die Vorbereitung zur SKS-Prüfung zu investieren.
Der Ort, an dem die Kurseinheiten stattfanden, war ein Konferenzraum in einem kleinen ländlichen Hotel. Wir waren ca. 8 Teilnehmer in den verschiedensten Altersstufen und mit unterschiedlichen Segel-Erfahrungen. Der Kurs wurde von einem sehr erfahrenen Kursleiter durchgeführt. Er stellte uns die einzelnen Themen mit Hilfe von Powerpoint-Folien vor und erläuterte diese. Ein Bezug zu den Fragen der Fragenkataloge wurde dabei leider nicht hergestellt. Dieser fiel erst im Nachhinein beim eigenen Lernen auf. Es konnten jederzeit Fragen gestellt werden und die Stimmung während der teilweise langen Einheiten war immer ausgezeichnet. Der Kursleiter war auch zwischen den Kurstagen und sogar nachdem der Kurs schon abgeschlossen war, per Whatsapp für Rückfragen zu erreichen. Wirklich ein toller Service.
Kann ich einen solchen Kurs also empfehlen? Leider nur bedingt. Gut fand ich die Erfahrung des Kursleiters. Er hatte zu vielen Themen eine Anekdote aus der Praxis, was das Wissen anschaulicher vermittelte. Auch die Möglichkeit, jederzeit Fragen zu stellen, war ein super Angebot. Was mich aber sehr störte, war der fehlende Link zwischen den Vortragsinhalten und den Fragen der Prüfung. Dadurch wirkte der Kurs, als habe er keinen roten Faden. Ich hätte mir gewünscht, nach jedem Themenblock zumindest einige der dazu passenden Prüfungsfragen durchzugehen und diese in der Gruppe zu beantworten. Die Vortragsfolien haben wir nicht zur Verfügung gestellt bekommen. Das kann ich in gewisser Weise verstehen. Die Sportbootschule will ja nicht, dass ihre Inhalte später kostenlos im Internet auftauchen.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht gut gefiel, war die Vermittlung der Navigationsübungen, also das, was an der Prüfung eigentlich am schwersten ist. Die einzelnen „Fragenarten“ wurden zwar ein- oder zweimal gezeigt. Wir hatten während der Einheiten aber keine Gelegenheit, die Übungen selbst oder in kleinen Gruppen gemeinsam an den Seekarten durchzuführen. Ich nehme an, das hätte einfach zu lange gedauert. Trotzdem schade. Insgesamt muss ich also sagen, dass der Kurs für mich nicht optimal war. Müsste ich die Prüfung noch einmal ablegen, würde ich mich vermutlich nach Alternativen umsehen. Zum Glück fand ich für meine selbstständige Prüfungsvorbereitung dann Hilfsmittel, die mir den Stoff besser vermitteln konnten. Diese beschreibe ich im nächsten Abschnitt.
Am 4. Februar 2020 fand die letzte Kurseinheit statt. Und dann? Dann kam Corona…
Meine selbstständige Vorbereitung auf die SKS-Theorieprüfung
Der Corona-Virus und die damit einhergehenden Einschränkungen haben damals alle überrascht. Als dann selbst vom unnötigen Verlassen der eigenen Wohnung abgeraten wurde, war an Freizeitaktivitäten nicht mehr zu denken. So dauerte es eine ganze Weile, bis ich mich tatsächlich für die SKS-Theorieprüfung angemeldet habe. Ich hatte einfach anderes im Kopf als für eine Prüfung zu lernen. Da war ich bestimmt nicht der Einzige. Im August 2021, ziemlich genau 18 Monate nach dem Vorbereitungskurs, trat ich die SKS-Theorieprüfung an. Davor hieß es allerdings erst einmal alles wieder aufzufrischen und intensiv zu lernen.
Mit dem Lernen begann ich vier Wochen vor dem eigentlichen Prüfungstermin. Zu Beginn übte ich die Fragen und Navigationsaufgaben mehrmals die Woche jeweils nach der Arbeit für ein bis zwei Stunden. Ich las auch das Buch „Sportküstenschifferschein + Sportbootführerschein See“. Im Nachhinein rate ich davon allerdings ab, wenn man nicht sehr viel Zeit zum Lernen hat. Das Buch ist gut dafür geeignet, Themen nachzuschlagen, die nicht vollständig verstanden wurden. Es ist aber weder so geschrieben noch so aufgebaut, dass man es am Stück durchlesen kann und soll. In der Woche vor der Prüfung intensivierte ich meine Anstrengungen. Ich hatte mir eine Woche Urlaub genommen und lernte täglich zwischen acht und zehn Stunden, unterbrochen von kleinen Pausen. Dies war auch notwendig, vor allem für die Navigationsaufgaben. Aber davon gleich mehr.
Tipp Nr. 3
Beginne rechtzeitig genug mit der eigenen Vorbereitung auf die SKS-Theorieprüfung. Vor allem das Lernen der Navigationsaufgaben hat es in sich und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Lernen der über 400 SKS-Fragen – kein Problem mit dem richtigen System
Die Fragen der Theoriefragebögen lernte ich im altbewährten Leitner-System. Dabei gibt es fünf imaginäre Kästen. Alle Fragen starten in Kasten Nummer eins. Man wählt sich zufällig eine aus, liest sie und versucht, sie zu beantworten. Hat man die Frage richtig beantwortet, wandert sie in den Kasten Nummer zwei. So geht es immer weiter. Richtig beantwortete Fragen wandern einen Kasten nach vorn. Ziel ist es, alle Fragen in den fünften Kasten zu bekommen. Beantwortet man allerdings eine Frage falsch, wird diese wieder in Kasten Nummer eins zurückgelegt und muss die „Reise“ von vorne starten. Das Leitner-System ist vor allem aus dem Lernen von Vokabeln bekannt. Es ist bei auswendig zu lernenden Fakten sehr effektiv.

Natürlich schrieb ich mir nicht wirklich die über 400 Fragen auf Karteikarten und steckte sie von Kasten zu Kasten weiter. Ich lernte digital mit dem Smartphone und Tablet. Dafür verwendete ich die App „SKS Sportküstenschifferschein“ von Ralf Goritz. Sie kostete im Apple AppStore 6,99 Euro und war jeden Cent wert. Die App simuliert das Leitner-System für alle SKS-Fragen. Hier muss man etwas aufpassen. Es gibt in der App die Themengebiete, die ich weiter oben schon erwähnt habe. Seemannschaft ist allerdings in „Seemannschaft I (Antriebsmaschine und unter Segel)“ und „Seemannschaft II (Antriebsmaschine)“ aufgeteilt. Letztere beinhaltet viele, aber nicht alle Seemannschaft-Fragen. Man muss also nur Seemannschaft I auswählen, um alles abzudecken.
Ich lernte mit der App, bis ich in jedem Themengebiet ungefähr 70% der Fragen in den fünften Kasten befördert hatte. Danach übte ich die 15 Fragebögen, die ebenfalls in der App verfügbar sind. Mein Ziel war es, jeden Bogen zu bestehen, also mindestens 39 von 60 Punkten zu erreichen. Als auch das geschafft war, fühlte ich mich ausreichend vorbereitet auf den Fragenteil der Prüfung. Die App gibt es leider nur im Apple AppStore. Diesen verlinke ich weiter unten. Sie ist eine klare Empfehlung zum Lernen.
Vorbereitung auf die Navigationsübungen – Herausfordernder als gedacht
Die Vorbereitung auf die Navigationsaufgaben war für mich um einiges schwerer als die Theoriefragen und kostete viel mehr Zeit. Glücklicherweise stolperte ich über den Youtube-Kanal einer jungen Seglerin. Der Kanal heißt „McFly439“ und rettete mir das Leben. Ich verlinke ihn unter diesem Beitrag und empfehle ihn jeder Person, die für den SKS lernt. In detaillierten 30- bis 40-minütigen Videos erklärt die Kanalbetreiberin namens Laura jeden der zehn Navigations-Bögen. Sie zeigt jede einzelne Aufgabe und erklärt, was zu tun ist, wie man vorgeht und worauf man zu achten hat. Zusätzlich hat sie kürzere Videos zu Einzelthemen wie dem Ermitteln der Strömungsverhältnisse, dem Zeichnen des Stromdreiecks oder dem Kurswandelschema.
Zum Lernen schaute ich die Videos zu den Bögen einzeln an. Ich stoppte nach jeder Aufgabe und versuchte, sie auf meiner eigenen Seekarte nachzuvollziehen oder nachzurechnen. Dies dauerte zu Beginn fast drei Stunden pro Bogen. Ziemlich demotivierend zumal ich nur noch eine Woche Zeit zum Lernen hatte. Wie sollte ich einen ganzen Prüfungsbogen jemals unter 90 Minuten schaffen? Glücklicherweise sind die Aufgabentypen der Bögen recht ähnlich. Wenn man einen Typ, wie beispielsweise das Zeichnen des Kursdreiecks oder das Bestimmen des Koppelortes beherrscht und versteht, wird man in der Umsetzung schneller.
Nachdem ich alle Bögen mit Hilfe von McFly439 einmal gründlich durchgearbeitet hatte und schon drei Tage meines Urlaubs vergangen waren, fing ich wieder von vorne an. In diesem zweiten Durchlauf führte ich die Aufgaben allerdings selbstständig aus und verglich die Antworten anschließend mit den Musterlösungen. Hatte ich eine Aufgabe falsch beantwortet, ließ ich mir das richtige Vorgehen „von Laura zeigen“. Ich stoppte auch die Zeit, die ich pro Bogen benötigte und kam oft schon fast an die 90-Minuten-Grenze heran. Beim dritten Durchgang hatte ich dann alle Aufgabentypen so weit verinnerlicht, dass ich in der vorgegebenen Zeit genügend Punkte sammelte, um zu bestehen.

Nun möchte ich dir noch zwei Tipps für das Üben der Navigation mitgeben. Erstens – sei genau! Bei den Navigationsaufgaben, gerade in der Seekarte, kommt es auf Genauigkeit an. Schon eine Abweichung von ein bis zwei Grad beziehungsweise wenigen Millimetern kann zu falschen Ergebnissen führen. Bei Fragen, die aufeinander aufbauen, pflanzen sich diese Fehler dann fort. Die Mess- und Berechnungsaufgaben haben in der Antwort eine gewisse Toleranz. Die ist aber häufig sehr klein und du solltest dich nicht auf sie verlassen.
Mein zweiter Tipp: Wähle zum Lösen der Navigationsaufgaben einen Ort mit ausreichend viel Platz. Darauf muss nicht nur die große Seekarte passen. Es muss auch Platz für das schnelle Blättern und suchen im Begleitheft und der Karte 1 / INT 1 sein. Außerdem hantierst du beim Lösen der Aufgaben immer wieder mit den Messinstrumenten und dem Taschenrechner. Der Fragebogen, auf dem du deine Antworten einträgst, muss natürlich auch irgendwo liegen. Jede Minute, die du mit Umräumen verbringst, kann dir in der Prüfung fehlen. Ein normaler Schreibtisch reichte mir beim Lernen bei Weitem nicht aus. So saß ich in der Lernwoche tatsächlich auf einem Doppelbett, auf dem ich alles ausbreiten konnte. Dort hatte ich genügend Platz. Gut zum Lernen, weniger gut für meinen Rücken.
Die SKS-Theorieprüfung – mein Eindruck
Die Prüfung selbst fand am 7. August 2021 in München statt. Ich muss zugeben, ich war schon etwas nervös. Bisher hatte ich bei anderen Prüfungen meist alles bis zur Perfektion lernen können. Beim SKS war die Menge der Inhalte, Fragen und Aufgaben allerdings so groß, dass ich das Gefühl hatte, es könne knapp werden. An diesem Tag war ich einer von nur zwei Prüflingen, die sich an der SKS-Prüfung versuchen wollten. Wir begannen mit den Fragebögen. Hier fühlte ich mich halbwegs sicher und habe den vollständig ausgefüllten Bogen frühzeitig abgegeben.
Dann stand die Navigationsprüfung an. Auf zwei zusammengeschobenen Schultischen hatte ich Platz für die Seekarte und alle anderen Utensilien, die ich brauchte. Ich bekam den Navigationsbogen Nummer 9 ausgehändigt, meine Seekarte wurde kontrolliert und dann ging es auch schon los. Von den folgenden 90 Minuten weiß ich so gut wie nichts mehr. Ich befand mich total in einem Tunnel und löste eine Aufgabe nach der anderen, immer in der Hoffnung, keine Messfehler zu begehen. Als alles geschafft und die Zeit um war, gab ich meine Karte und den Antwortblock ab, verließ den Raum und musste mich erst einmal ausruhen.

Zu meinem Erstaunen kam der Prüfer, der meine Antworten eigentlich gleich korrigieren wollte, relativ schnell wieder zu mir. Das Herz sank mir in die Hose. Glücklicherweise wollte er mir aber nur mitteilen, dass er vom Prüfungsausschuss zwar den Prüfungsbogen Nummer 9 bekommen hatte, allerdings nur den Antwortbogen Nummer 6. Er würde nun die Antworten für Bogen 9 aus dem Internet heraussuchen und abgleichen. Puh, das war eine Erleichterung. Zehn oder fünfzehn Minuten später kam er wieder an meinen Platz im Wartebereich und teilte mir mit, dass ich die Prüfung bestanden habe. Den SKS-Schein würde ich natürlich erst bekommen, wenn auch die Praxisprüfung erledigt war. Froh und zufrieden setzte ich mich in mein Auto und fuhr nach Hause.
Das Fazit zur Theorieprüfung des Seeküstenschifferschein (SKS)
Ja, die Prüfung zum SKS ist die schwerste Sportboot-Prüfung, die ich bisher absolviert habe. Das liegt vor allem an der hohen Anzahl der Fragen und dem Zeitdruck bei den Navigationsaufgaben. Dazu kommt, dass es bei der Navigation teilweise auf den Millimeter ankommt. Da verwundert es nicht, dass ich schon von Seglern gehört habe, die den Navigationsteil der Prüfung mehrmals wiederholen mussten. Fünf Tage Urlaub zu nehmen, um für die Prüfung zu lernen, fiel auch mir schwer, es war aber absolut notwendig.
Etwas enttäuscht war ich, wie schon angedeutet, vom Theoriekurs. Vor allen die Vorbereitung auf die Navigation kam eindeutig zu kurz. Ich weiß nicht, ob ein Online-Kurs für eine Prüfung mit so viel Inhalt geeignet ist. Ich habe mit SegelnAG aber schon sehr gute Erfahrungen bei meinem Fachkundenachweis für pyrotechnische Signalmittel gemacht. Daher verlinke ich den SKS-Kurs von SegelnAG unter dem Beitrag. Schau dir deren Angebot gerne an.
Nach der erfolgreich bestandenen Theorieprüfung hieß es dann im Herbst 2021, die Praxisprüfung zu planen. Eine wichtige Voraussetzung dafür waren die 300 Seemeilen, die man vorher nachweislich gesegelt sein musste. Wie ich diese gesammelt habe und was ich dabei alles erlebte, kannst du im nächsten Blogbeitrag lesen. Falls du selbst mit dem Gedanken spielst, die SKS-Prüfung abzulegen, hoffe ich, dass dir dieser Beitrag dabei hilft und wünsche viel Erfolg.
Ahoi und bis bald.
Links
DSV Prüfungsanmeldung (DSV Website)
DMYV Prüfungsanmeldung (DMYV Website)
ELWIS Fragenkatalog SKS mit Antworten (ELWIS SKS Fragen)
ELWIS Navigationsaufgaben SKS (ELWIS SKS Navigation)
Buch Sportküstenschifferschein + Sportbootführerschein See (https://amzn.to/43oJ7UZ)1
Sammlung Kartenaufgaben Sportküstenschifferschein (https://amzn.to/3VoeLjE)1
Sammlung Übungsbögen Sportküstenschifferschein (https://amzn.to/43oZGQz)1
SKS Fragen Übungs-APP (Apple App Store SKS)
Youtube-Kanal McFly439 (https://www.youtube.com/@LauraMcFly439)
SegelnAG SKS Kurs (Sportküstenschifferschein SKS)2
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